Selbstwertgefühl Teil 1

Weitaus mehr Menschen als angenommen machen die innere Zufriedenheit von der äußeren Zufriedenheit, von äußeren Erfolgen, von Lob, Ehrungen, Titeln, Gegenständen abhängig. Für sie ist – entsprechend ihren eigenen Angaben – Leben erst dann lebenswert, wenn man es „voll ausschöpfen kann“, wenn man Geld, Macht, Titel erlangen kann, den „Machtrausch“ (auch Drogenrausch, Sexrausch) voll auskosten kann. Diese Menschen können das Wort „innere“ Zufriedenheit weder definieren, noch überhaupt verstehen, um was es hier tatsächlich geht.

Kinder werden mit Lob (Belohnung, Geschenke, Titel) erzogen oder mit Tadel (Fluch, Prügel, Wegnahme von geliebten Gegenständen, einsperren zur Strafe und vieles mehr). Dieses Kind wächst jetzt in diesem Wertmaßstab auf.

Wurde etwas „gut“ gemacht, ist die Mama, die Eltern, der Pfarrer und Lehrer zufrieden, erfolgt Lob, Belobigung. Man fühlt sich anerkannt in der Gemeinschaft, man fühlt sich eingebunden in die Gesellschaft. Man zeigt der Umwelt, was man besitzt (Geld, Macht, Titel, Urkunden etc., alljährlich das neue Auto, der Sohn studiert in Harvard, die Tochter heiratet den Gemeinderat etc., selbst die ungeborenen Enkel sind bereits eingeplant). Doch wehe, das Kind erreichte nicht das von der Mutter, den Eltern etc. geforderte Ziel. Körperliche wie auch geistige Prügel, abfällige Worte donnern auf das Kind, das kindliche Bewußtsein ein und graben sich tief in das Unterbewußtsein – „… ich bin nicht gut, ich tauge nichts, ich bin ein Verlierer.“ Dazu die äußeren Worte „… Du bist ein Verlierer …“ und schon ist der Lebensweg als „ewiger Verlierer, Versager, in restlos allen Angelegenheiten bis zum Sex“ vorprogrammiert.

Der Gewinner nimmt alles in Kauf, um immer auf der Gewinnerseite zu stehen. Bei ewigen Gewinnern muß man sehr genau unterscheiden, gewinnt er, weil er wirklich fähig und talentiert ist, oder täuscht er Gewinne vor durch Korruptionen (Titel kann man sich kaufen, ein teurer Mercedes vor der eigenen Haustür gibt keine Auskunft über das Sparguthaben, die Kreditwürdigkeit des Besitzers oder dessen Moralvorstellungen). Je höher der Rang, je unsicherer im Innern der Mensch, desto schneller kommen Korruptionen (Lug, Betrug) ins Spiel. Je selbstsicherer der Gewinner – desto leichter die innere Zufriedenheit, auch bei nur geistigem Gewinn, oder nur kleinstem äußeren Gewinn oder einfach das ganze Leben als „Gewinn“ ansehen.

Genau seitenverkehrt der Verlierer. Er wird zu gewissen Verhaltensweisen gezwungen, denen er sich zu beugen hat. Der Verlierer wird vom ab und zu ausgesprochenen Lob abhängig. Er wird der Person, der Personengruppe geradezu hörig, die ihn mit „Lob“ (auch wenn dies reine Lippenlobe, also Phrasen sind) überschütten. Für ein „Lob“ ist der Verlierer bereit sich aufs geschäftliche Glatteis zu begeben.

Viele jugendliche Kriminelle kommen aus dieser „ewigen Verliererszene“ und wollen jetzt – durch kriminelle Akte – der Umwelt beweisen, daß sie auf der Gewinnerseite stehen. Daß sie die „richtigen Lebensansichten vertreten“ und der Rest der Umwelt nicht kapiert um was es überhaupt geht. Daß sie sich „alles leisten können“, daß „niemand sie von etwas (einer Tat) abhalten kann“.

Leider ist es so, daß Richter, Polizei wie auch Psychologen diesen Umstand nur unzureichend erkennen.

Ein Krimineller wird nicht deshalb rehabilitiert, indem man ihm eine „zweite Chance“ einräumt, ihn von seinen Taten freispricht. Ob Verlierer oder Gewinner, beide Parteien wissen sehr wohl, daß sie alleinig verantwortlich sind für Gedanken (Gewinn oder Verlust) und auch Taten (Gewinn oder Kriminalität).

Der Gewinner legt sich schon frühzeitig ein eigenes Gedankenmuster zu, in welchem er sich sein Leben lang bewegt. „Ich erreiche alles, was ich erreichen will, ich kann alles, was ich tun will und wenn ich einmal etwas nicht erreiche, oder nicht tun kann, dann geht für mich meine Welt (meine innere Selbstsicherheit, meine innere Zufriedenheit) nicht unter.

Ich fühle mich nicht unterlegen wenn ich zugeben muß, daß ich etwas nicht kann, nicht weiß. Ich persönlich gebe für mich selbst immer das Beste.

Der Verlierer dagegen prägt sich ein eigenes düsteres Weltbild: Nie mache ich es richtig, immer mache ich alles falsch. Nie darf ich wie die anderen Kinder sein (Verhaltensmuster der Eltern und Umwelt prägen leichter 1000 Verlierer als einen einzigen Gewinner), nie darf ich mich verhalten wie ich es will, nie darf ich einen eigenen Wunsch äußern. Im Verhalten der Eltern die sich Verlierer heranzüchten ist dies einfach zu erkennen: Alles was das Kind tun will – eigenmächtig erledigen will – wird an Gebote oder Verbote der Eltern angeknüpft: Du darfst nur in den Wald, wenn du …. dies oder jenes erledigst, mitbringst …. und der Hinweis dazu, komme ja nicht mit zerrissenen Hosen, geschundenen Knien, schmutzigen Händen heim. Dem Kind ist somit von vornherein die Chance genommen sich im Wald einmal so richtig auszutoben. Das Kind wird in ein Vorstadium von Depressionen hineingepresst: Der Wunsch sich frei zu bewegen wird unterdrückt. Jede Tätigkeit wird von einer anderen Tätigkeit abhängig gemacht. Dem Befehl der Eltern (Umwelt) muß gehorcht werden. Das Verständnis zur Umwelt ist bereits jetzt gespalten. Die innere Unzufriedenheit wächst. Entweder entsteht jetzt ein Rebell oder ein zukünftiger Krimineller, Drogenabhängiger, Selbstmörder.

… wird fortgesetzt.
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