Wald – der persönliche Tempel

Der Wald besitzt in unserem Kulturkreis eine besondere spirituelle Bedeutung, die leider weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Trotzdem können wir uns jederzeit – auch ohne ausgeprägtes spirituelles Bewusstsein – im Wald Kraft, Energie und neue Lebenskraft auftanken.

Ein Waldspaziergang ist oberflächlich betrachtet bereits ein heilsamer Prozess. Schon ein kleiner Stadtwald filtert grosse Mengen Feinstaub, Stickstoffdioxid und Kohlendioxid und verbessert damit die Luftqualität enorm. Laut Bundeswaldgesetz ist ausgewiesener Wald Erholungsgebiet und darf von jedem (auch ohne Erlaubnis des Eigentümers) zu Erholungszwecken betreten werden (Bundeswaldgesetz). Doch neben der biologisch und schulwissenschaftlich anerkannten Materiellen Wirkung des Waldes gibt es auch eine tiefere spirituelle Ebene.

In der nordischen Mythologie und Spiritualität wurden Heilige Haine als Tempel verwendet, besondere kultische Orte an denen die Götter (und Dryaded) wohnen und wo ihnen Opfergaben dargebracht werden. Die Natur war die Schnittstelle zum Göttlichen, Bäume waren lebendige Symbole der astralen Götterwelt. Welche Rituale und Zeremonien durchgeführt worden sind, sind nicht in allen Einzelheiten überliefert. Zudem darf man diese Rituale nicht mit kirchlichen Liturgien verwechseln. Opfer dienten eher als eine Form des Respekts gegenüber der göttlichen Urkraft, weniger als Opferung zur Besänftigung der Gottheit wie z.B. Tieropfer in abrahamitischen Religionen. In den heiligen Hainen hat man sich versammelt, geopfert, gebetet und auch gefeiert. Es fanden regelrechte Parties statt, bei denen es um Fruchtbarkeit, Naturverbundenheit und Lebensfreude ging. Berauschende Tränke und Pflanzen hatten damals schon ihre Berechtigung, häufig verbunden mit spirituellem Erleben und Bewusstsein. Natürlich wurden an heiligen Hainen auch Orakel befragt und Weissagungen durchgeführt.

Mit Bäumen sprechen und kommunizieren

Doch warum fühle ich mich bei einem Waldspaziergang besonders gut und erholt und warum verstärkt sich dies mit einer spirituellen und bewussten Achtsamkeit? Der Wald bildet eine kollektive Aura alter heiliger Baumwesen. Diese Wesen, z.B. Eichen können viele hundert Jahre, einige sogar über 1000 Jahre alt werden. Sie kommunizieren mit uns auf einer besonderen tiefgründigen Ebene. Wenn wir einen Baum berühren, z.b. unsere Handflächen auf sie legen, spüren wir sofort ob uns der Baum positiv oder eher ablehnend gegenüber eingestellt ist. Natürlich sprechen Bäume nicht direkt zu uns, denn ihr Denken funktioniert in allgemeinen Konzepten und energetischen Schwingungen, sehr unabhängig von Raum und Zeit. Kurze Bewusstsseinsimpule, Gefühle oder innere spontane Einsichten. Gespräche mit Bäumen können sich über Monate hinweg und mehrere Spaziergänge hinziehen. In der Praxis richten wir unsere Aufmerksamkeit nach innen, dann auf die umgebenden Bäume und fühlen einen kurzen Moment in uns hinein, fühlen Dankbarkeit in uns hinein, dass wir mit den Bäumen in Verbindung treten dürfen, dass wir in diesem Augenblick im Hier-und-Jetzt leben dürfen. Fühlen in uns hinein, dass Leben und die Freiheit, inmitten der Wald-Aura stehen zu dürfen, keine Selbstverständlichkeit ist. Irgendwann beginnen die Bäume mit uns zu kommunizieren, wenn wir auf ihre Signale achten. Zunächst passiert das meiste über unser eigenes Denken. Vielleicht wollten wir im Wald über eine bestimmte Sache nachdenken. Dann plötzlich verliert der Drang, das Thema gedanklich zu vertiefen, plötzlich an Bedeutung. Die Bäume und der Wald als Kollektivbewusstsein hält uns den Spiegel vor. Was ist eigentlich wirklich wichtig? Was treibt mich an? Bin ich auf dem richtigen Weg und verfolge ich die Ziele, die wirklich mein Glück steigern? Oder bin ich hauptsächlich fremdgesteuert und nur ein Opfer von Manipulation und Täuschung? Wie sieht mein Leben aus dem Blickwinkel diese alten Baumwesen aus? Diese Erkenntnisse können durchaus während eines gewöhnlichen Waldspaziergangs als Impuls in uns geweckt werden. Beim wiederholten Spaziergang fühlen wir uns vielleicht subtil angenommen und nicht alleine gelassen. Möglicherweise begrüssen uns die Baumwesen und wir fühlen uns beobachtet, wenn wir das nächste mal den selben Wald betreten.

Eine bewusste und respektvolle Kommunikation mit dem Waldkollektiv kann ein tiefes spirituelles und erdendes Erlebnis sein. Möglicherweise lernen wir, dass wir selbst in den schlimmsten Lebenssitationen im Wald wieder Kraft und möglicherweise auch Antworten finden, wenn wir uns auf eine tiefere und bewusstere Ebene mit diesen (Wald-)Wesen verbinden.

Hier eine kurze Liste einiger Baumpersönlichkeiten, denen wir auf einen Waldspaziergang möglicherweise begegnen:

Die Eiche – Robuste Urkraft. Vitalität, Kraft und Mut
Die Linde – Die Selbstlose. Intelligenz vielseitige Begabung
Die Birke – Schöpferische Lebenskraft, positive Lebenseinstellung, Leichtigkeit
Der Ahorn – Der Eigenwillige. Harmonie, Freiheit und Schutz
Die Haselnuss – Der Außergewöhnliche. Intelligent, charmant und verständnisvoll
Die Kiefer – Die Wählerische. Anziehend, vernünftig und mutig
Die Pappel – Die Ungewisse. Attraktiv, zielstrebig und ehrgeizig
Der Zürgelbaum – Der Zuverlässige. Attraktiv, wahre Persönlichkeit und selbstbewusst
Die Weide – Die Melancholische. Anmutig und einfühlsam