Schreinbesuch in Japan
In Japan gibt es über 30000 Schreine in denen die Götter (Kami) verehrt werden. Dabei handelt es sich nicht um Götter oder Gott im Sinne der abrahamitischen Religionen, sondern um Götter, Ahnen, Seelen oder auch um Naturgeister. In den meisten Fällen handelt es sich um Ahnen, also die Seelen besonders wichtiger Menschen der Vergangenheit. Der Shintoismus ist die ursprüngliche Religion Japans und ist später eine harmonische Koexistenz mit dem Buddhismus eingegangen.
Hier soll es zunächst weniger um die Erklärung des Shintoismus gehen sondern darum, wie der Ablauf eines Schreinbesuchs allgemein stattfindet. Einen Schrein darf jeder Mensch besuchen und hier ein kleines Gebet für Glück oder Dankbarkeit sprechen, eine Mitgliedschaft in einer Religion oder ein Aufnahmeritual gibt es im Shinto nicht. Natürlich ist man nicht verpflichtet hier ein Gebet zu sprechen, wer dies jedoch tun möchte, sollte sich kurz mit dem allgemeinen Ritual vertraut machen.
Am Eingang eines Schreins befindet sich ein Torii, das markante Tor, das die profane Welt von dem sakralen Bereich des Schreins trennt. Vor dem Eintreten bleibe kurz stehen und verbeuge dich kurz um ca. 45 Grad. Damit drückst du Respekt vor dem Ort aus.
Bei größeren Schreinen gibt es rechts und links einen kleinen Weg. Der mittlere Pfad ist für die Götter bestimmt, dieser sollte nicht beschritten werden, selbst wenn einige Japaner (oder Touristen) hier gehen sollten.
Irgendwo später wird am Weg ein Temizuya stehen, eine Art Brunnen mit (meistens) Drachenköpfen, aus denen Wasser herausläuft. Nimm eine der Bambuskellen mit der rechen Hand, fülle sie mit Wasser aus dem Becken, giesse etwas Wasser über die linke Hand. Nimm die Kelle dann in die linke Hand, giesse etwas Wasser über die rechte Hand, nimm die Kelle wieder in die rechte Hand und giesse etwas Wasser in die linke. Hier sollte das Wasser in der linken Hand gerammelt werden. Damit solltest du dir kurz den Mund zur Reinigung ausspülen und es neben dem Becken wieder auf den Boden ausspucken. Gebe dann nochmal etwas Wasser über die linke Hand, lasse dann das Wasser am Griff entlang der Kelle auf den Boden fliessen. Jetzt darfst du die Kelle wieder dorthin legen, wie du sie vorgefunden hast. Jetzt die sie symbolische Waschung zur Reinigung abgeschlossen.
Nun gehe weiter auf den Weg und du wirst vermutlich ein Saisenbako finden. Sollte davor ein Seil mit einem Glöckchen hängen, ziehe kurz daran, bevor du eine Geldspende in das Saisenbako gibst. Hier kannst du eine 5-Yen-Münze (eine Glückszahl) hineinwerfen oder einen größeren Betrag (z.B. 500 Yen), je nachdem wie sehr du den Schrein und seine Erhaltung unterstützen möchtest.
Trete dann zurück und verbeuge dich kurz zwei mal um ca 45 Grad.
Klatsche zwei mal mit den flachen Händen wobei die Handflächen beim zweiten Klatschen zusammenbleiben. Spreche nun dein Gebet oder bedanke dich einfach bei den verehrungswürdigen Wesen im Schrein, dass sie dich an diesen besonderen Ort geführt haben. Du kannst dich auch kurz vorstellen, ansonsten gibt es keine festen Regeln für den Inhalt deines Gebets.
Verbeuge dich am Anschluss mit zusammenliegenden Händen nochmal.
Jetzt ist dein Schrein-Gebetsritual beendet und du kannst dich nach Belieben weiter im Schrein umsehen. Oft gibt es (bei größeren Schreinen) noch einen Verkaufsstand für besondere Glücksbringer oder Andenken.
Bei größeren Schreinen wie dem Meiji-Schrein in Tokio kannst du sogar ein kleines Orakel (Omikuji) ziehen, wobei du eine Büchse mit Stäbchen schüttelst und eine Nummer darauf findest. Vorher solltest du eine kleine Spende von 100 Yen in den vorgesehen Behälter geben. Diese gezogene Nummer gehört zu einer Schublade auf der du einen besonderen Glückszettel ziehst. Sollte das Orakel eher negative Botschaften für dich haben, knotest du den Zettel an ein dafür vorgesehenes Band, was später von einem Priester rituell verbrannt wird. Manchmal kannst du auch einen besonderen Wunsch auf einen Zettel schreiben, der von von einem Priester kurz geweiht und auf ein Holzblatt abgeschrieben und auf dem Schreingelände aufgehängt wird. So entsteht eine Art künstlicher Baum mit zahlreichen Wunschblättern darauf. Eine schöne Geste, seinen Besuch im Schrein mit einem eigenen persönlichen Beitrag zu verbinden.