Streßbewältigung in Beruf & Alltag

Streß ist zu einem der größten Belastungsfaktoren in der heutigen Welt geworden. Das ergab nicht nur eine Untersuchung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, sondern kann von jedem Einzelnen täglich wahrgenommen werden. Leistungsanforderungen, Arbeitstempo und Zeitdruck nehmen ständig zu und werden von unserer Umwelt auch als Schikane- Maßnahme absichtlich forciert. Die Zeitspannen, in denen Streß abgebaut werden kann, werden durch Fernsehen, Internet, Familienstreß oder Beziehungsprobleme hingegen immer kürzer. Knapp zwei Drittel der heutigen Menschen stehen regelmäßig unter Termindruck und von mehr als jedem zweiten Beschäftigten wird ein hohes Arbeitstempo verlangt.

Arbeitsmenge, Zeitdruck und Hektik im Job nehmen zu. Streß am Arbeitsplatz gefährdet die Gesundheit, und Dauerstreß schädigt den Organismus. Als berufliche Streßfaktoren gelten Überforderung, widersprüchliche Arbeitsanweisungen, Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen, ständige Unterbrechungen und vieles mehr.

Wer seine Arbeit kaum selbst bestimmen und einteilen kann und ständig mehr bringen muß, unterliegt erheblichen Streßrisiken und damit Gesundheitsrisiken. Die Informations- und Kommunikationstechnologien haben die Arbeit tiefgreifend verändert und sie geht mehr denn je an die Nerven. Viele Beschäftigte haben inzwischen Schwierigkeiten, sich nach der Arbeit zu regenerieren.

Wann entsteht Streß jedoch genau? Streß entsteht, wenn man sich getrieben fühlt oder sich als Opfer der Umstände und seines Umfeldes ansieht. Das passiert immer dann:

  1. wenn man in Versuchung gerät, es seiner Umwelt recht zu machen
  2. wenn man meint, alles selbst bewältigen zu müssen
  3. wenn man meint, alles sofort erledigen zu müssen

Besser gesagt: Wenn wir es anderen erlauben, solcherart Ansprüche an uns zu stellen. Streß entsteht vor allem bei sogenannten „Ja-Sagern“, also bei Menschen, die nie Nein sagen können. Diese Personen verlieren das Gefühl „Herr der Lage“ zu sein. Der Lebens- oder Arbeitsrhythmus wird von anderen vorgegeben und ist somit fremdgesteuert. Eine solche Situation ist besonders streßanfällig, da man auf einmal nicht mehr nur sein eigenes Leben koordiniert, sondern durch die Delegierung von Arbeitsaufgaben genötigt wird, die Termine und Arbeitsaufgaben anderer Personen zusätzlich mit zu bewältigen.

Natürlich muß man auf der Arbeitsstelle den Anweisungen des Vorgesetzten nachkommen. Sich jedoch zusätzliche Arbeit von langsamen oder überforderten Kollegen aufbürden lassen, bedeutet anderer Leute „Kohlen aus dem Feuer zu holen“. Steigt die Zahl der „Bittsteller“, forciert sich automatisch die Streßsituation. Jeder kennt zwar das bekannte Sprichwort: „Man kann nur einem Herrn dienen“, jedoch wird diese Weisheit im Alltag nicht immer beherzigt. Arbeitskollegen, Familienangehörige oder Freunde treten regelmäßig an uns heran, um diverse Gefälligkeiten zu erbitten. In solchen Situationen benötigt man vor allen Dingen das entsprechende Feingefühl: Welche Aufgabenteilung in einem Arbeitskollektiv angebracht und realistisch ist oder wo eine solche Aufgabenzuteilung zu unserer Überlastung führt. Dasselbe gilt für Familienangehörige oder Freunde.

Grundsätzlich gilt hier: Wer sich nicht in Streßsituationen bringen will, übernimmt weder aus Mitleid noch aus Hilfsbereitschaft Arbeitsaufgaben, die nur aufgrund der Unfähigkeit, Unlust oder Eigenverschulden eines Kollegen, Freundes oder Familienmitgliedes nicht von diesem selbst ausgeführt werden können. Auch für die Arbeitsstelle gilt: Jeder muß sein Geld durch seine eigene Arbeitsleistung verdienen, nicht eine Spitzenkraft für die ganze Abteilung.

Wir halten als ersten wichtigen Punkt also fest: Streß entsteht durch Fremdeinfluß.
Alles, was wir selbst wollen und gerne tun, nehmen wir nicht als Streß wahr. Jemand der gern Sport treibt, würde den Sport niemals als Streß empfinden. Besteht jedoch eine Abneigung, wird der Zwang jetzt Sport mitmachen zu müssen, sofort als Streßfaktor wahrgenommen. Wer aus eigenem Willen und eigener Überzeugung etwas erreichen will, arbeitet mit Energie, Beharrlichkeit und Ausdauer ohne diese Situation als Streß zu empfinden. Wer durch Fremdeinfluß jedoch zur Übernahme von Arbeitsaufgaben oder anderen Angelegenheiten genötigt wird, beginnt damit eine Streß- und Überanstrengungssituation aufzubauen, welcher er eigentlich von der ersten Sekunde an entfliehen möchte.