Obwohl die Eisenbahn erst seit etwa 200 Jahren im kollektiven Gedächtnis der Menschheit aufgetaucht ist, besitzt sie einige besondere Eigenschaften, die sie als Traumsymbol einzigartig machen. Oft symbolisiert sie das Leben als eine Reihe von neuen Prozessen und Veränderungen, die bereits vom Unterbewusstsein erkannt werden.
Für Kinder ist die Eisenbahn, obwohl sie bereits Autofahrten gewohnt sind, ein besonderes Erlebnis. Sie ist groß und schwer, viele andere Menschen fahren mit, und die Welt fliegt schnell vorbei, während man aus dem Fenster schaut. Die Bewegung ist geradlinig, Stopps werden Minuten im Voraus durch langsames Abbremsen angekündigt. Die Gefühle, die damit einhergehen, sind Begeisterung, Euphorie und ein Gefühl des Tempos, als ob man in einem langen Wohnzimmer sitzt, das durch die Welt rast. Allerdings hat man im Zug wenig Kontrolle, obwohl die meisten Menschen keine Angst vor einem Kontrollverlust verspüren, da sie nicht selbst bremsen können.
Im Gegensatz zu Schiffen oder Flugzeugen bleibt man in der gewohnten Umgebung und auf festem Boden, trotz hoher Geschwindigkeiten. Im übertragenen Sinne deutet dies auf eine bereits begonnene Bewegung und Veränderung hin, die erst am Ziel endet. Die Ereignisse entwickeln sich unaufhaltsam, und man kann nur abwarten, bis das nächste Ziel erreicht ist. Am Ende verlässt man die vertraute Umgebung seines Heimatortes und findet sich in einer völlig neuen Situation wieder. Das Unterbewusstsein symbolisiert diese schnelle und bereits begonnene Reise im Traum durch den Zug, in dem sich der Träumende dann selbst befindet. Manchmal wird der Zug auch aus der Ferne wahrgenommen, was darauf hinweist, dass die Veränderungen noch nicht so akut und unmittelbar sind und möglicherweise noch abgewendet werden können.
Der Träumende erkennt eine Veränderung im Leben und bereitet sich unbewusst darauf vor. Oft ist mit diesem Traum ein Gefühl der Sehnsucht verbunden. Er hat klare Ziele und die Kontrolle über die Situation und die Richtung.
Wenn die Fahrt ins Unbekannte führt, ist der Träumende unsicher über die Entwicklung eines bereits begonnenen Prozesses. Die Veränderung wird noch als fremd und bedrohlich wahrgenommen, und der Träumende fühlt sich besonders schlecht, wenn der Zug entgleist. In diesem Fall wird der Träumende auch in der Alltagssituation mit Kontrollverlust, Ängsten vor Verlust oder allgemeinen Versagensängsten konfrontiert.
Wenn der Zug verpasst wird, handelt es sich um Kontrollverlust und das Gefühl, dass etwas außer Kontrolle gerät. Vielleicht wurden oder werden Chancen verpasst oder nicht mutig genug ergriffen.
Auch soziale Aspekte spielen eine Rolle im Traum von einem Zug. Möglicherweise sehnt sich der Reisende nach mehr sozialer Interaktion oder reflektiert über soziale Verpflichtungen.
Sonderfall: Spielzeug-Eisenbahn
Ein Spezialfall ist die Spielzeug-Eisenbahn. Für Kinder steht sie für spielerische Manipulation, Entdeckungsfreude und kreativen Spaß. Der Spieler kann die Gleise selbst verlegen, Schleifen, Tunnel, Weichen und alternative Strecken festlegen. Hier geht es ebenfalls um neue Prozesse und Möglichkeiten, die jedoch stärker vom Träumenden kontrolliert werden können. Je komplexer die Spielzeug-Eisenbahn ist, desto mehr Handlungsspielraum hat der Träumende, selbst wenn ihm diese Situation im Alltagsbewusstsein noch nicht klar ist.
Eine weitere besondere Eigenschaft der Spielzeug-Eisenbahn ist ihre ringförmige Struktur, die an eine Lemniskate, einen Kreis oder ein Möbius-Band erinnert. Die neue Dynamik erreicht periodisch ihren Anfangspunkt und bleibt innerhalb eines kontrollierten geschlossenen Systems.
