Sexuelle Träume

„Nach vollendeter Deutungsarbeit lässt sich der Traum als eine Wunscherfüllung erkennen.“ (Sigmund Freud, Die Traumdeutung (1900).)

Was bedeuten sexuelle Träume, erotische Träume und erlebte Sex-Phantasien im Traum für uns?

Der Psychologie und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud hat zahlreiche Traumsymbole mit Sexualität, unterdrückter Sexualität und Trieben in Beziehung gesetzt. Während im Wachzustand Moral und gesellschaftliche Verhaltensnormen die Unterdrückung unserer Triebe im Alltag durch kognitive Hemmung verursachen, funktioniert diese Hemmung im Schlaf nicht mehr. Das Unterbewusstsein (das „Es“) möchte auf die Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse und Triebe aufmerksam machen und drückt sich im Traum durch Traumsymbole aus. Allerdings führt Freud nicht jedes Traumsymbol auf Motive der Sexualität zurück, sieht in ihnen aber einen dominanten Faktor.

Die Traumenergie und die Sexualenergie sind sich ziemlich ähnlich. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn wir im Traum sexuelle Phantasien ausleben können. Auf keinen Fall sollte man diese moralisch bewerten und irgendwelche negativen Rückschlüsse über sich daraus ziehen. Im Traum und in der Phantasie ist alles erlaubt (siehe Traumdeutung Sex)! Erotische und unglaublich intensive Träume, die reich an lustvollen Empfindungen und Eindrücken sind, dürfen wir als ein besonderes Geschenk betrachten, das uns ein gesunder Körper, Geist und Seele ermöglicht.

Passend dazu sagte Freud ebenfalls: „Was man von uns verlangt, ist doch nichts anderes als dass wir den Sexualtrieb verleugnen. Bekennen wir ihn also.“.

Trotzdem können wir aus sexuellen Träumen interessante Rückschlüsse über uns ziehen und weitaus mehr daraus für uns gewinnen als lediglich ein erotisches Traumerlebnis. Der Traum vom Sex ist dabei ein besonderer Spezialfall, doch auch bereits erotische Träume, bei denen körperliche Nähe und Erotik im Vordergrund stehen, weniger der Akt selbst, können sehr intensiv und auch tiefgründig sein. Allgemein geht es bei sexuellen Träumen um Lebenskraft, die Kraft der körperlichen Anziehung, emotionale und körperliche Anziehung zwischen zwei Menschen. Es geht um die Zeugung neuen Lebens, die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse und das Ausleben erotischer Wünsche und sinnliches Begehren.


Die Traumdeutung kann dabei viel tiefgründiger sein. Der Traumkontext gibt uns wertvolle Hinweise, um welche Aspekte es sich handelt, die sich unterbewusst ausdrücken wollen. Oft geht es um kreative Prozesse, den Wunsch nach Partnerschaft und Beziehung, Erinnerungen an eigene Wünsche und Hoffnungen. Es geht um Aspekte, die wir unbewusst wünschen, planen oder auf deren Manifestation in unserem Leben wir hoffen. Möglicherweise geht es um Freiheit, das Erweitern unseres Handlungsspielraums oder um Selbstverwirklichung. Diese Aspekte haben alle mit Schöpfung und der Erschaffung neuer Dinge zu tun, die eng mit Sexualität und Fortpflanzung zu tun haben. Das Unterbewusstsein wählt dann den sexuellen Akt als Symbol für die Vereinigung der polaren Kräfte in uns, um Neues in die Welt zu bringen und unserer Kreativität Ausdruck zu verleihen. Vielleicht ist die Zeit gekommen, wo wir dann den Mut aufbringen sollten, diese Triebe, Wünsche und Hoffnungen der Selbstverwirklichung endlich auszuleben.

Bizarre und extreme sexuelle Träume

Oft ist der Traum mit sexuellen Handlungen das genaue Gegenteil von dem, was wir im Wachbewusstsein mit lustvoll oder erotisch in Verbindung bringen würden. Weibliche Träumer träumen z.B. vom Akt mit einem oder mehreren viel älteren, körperlich unförmigen und unattraktiven Männern, Männer träumen oft vom Akt mit dämonenhaften Kreaturen (siehe Succubus). Beim Erwachen ist der Träumende verwirrt und ordnet sich vielleicht selbst schon dem Gebiet der Perversion zu. Tatsächlich geht es hier häufig weniger um Sexualität und Libido, sondern um die eigene Konfrontation mit Lebensaspekten, die ungewohnt und fremdartig auf uns wirken. Vielleicht werden wir gerade mit Aufgaben im Beruf konfrontiert oder einer belastenden Verantwortung, der wir uns nicht gewachsen fühlen. Im Traum drückt das Unterbewusstsein dies mit der dualen sexuellen Vereinigung von völlig unpassenden und abstossenden Wesen aus. Um verwirrender ist es vielleicht, wenn trotz der abstossenden Traumsituation trotzdem angenehme Lustgefühle entstehen. Der Zweck dieser Träume besteht dann häufig darin, uns auf diese falsche und unpassende Lebenssituation aufmerksam zu machen und uns zu motivieren, dieser negativen Entwicklung in unserem Leben bestmöglich entgegenzuwirken. Die Auswirkungen dieser falschen und unpassenden Situationen auf uns sind uns vielleicht noch nicht bewusst geworden. Vielleicht ist es eine gute Idee, nicht jeden sexuellen Traum aus einem schlechten Gewissen heraus gleich im Detail mit dem Partner besprechen zu wollen, der daraus völlig falsche Schlüsse ableitet (genau wie man selbst es tut). Träume, insbesondere sexuelle Träume, sind Privatsache.

Leider kann in diesem kurzen Artikel nicht auf alle denkbaren Deutungsmöglichkeiten sexueller Träume eingegangen werden. Man sollte jedoch nie voreilig diese intensiven Träume negativ deuten, ohne die zahlreichen Traumsymbole des Unterbewusstseins vorher umfassend studiert zu haben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sexuelle Träume meistens eine viel tiefere und abstraktere Bedeutung haben, als man sich vielleicht bewusst ist. Sexuelle Träume berühren die intimsten Empfindungen und Wünsche in uns überhaupt und dürfen niemals zu einer negativen Vorverurteilung führen.