Germanische Sonnen-Observatorien

In jüngster Vergangenheit konnten Archäologen in Deutschland mal wieder mit neuen sensationellen Funden der Germanen aufwarten. Alle diese Funde zeigen dabei auf, daß die Germanen vor etwa 7.000 Jahren an der technologischen Weltspitze standen. Besonders die entdeckten monumentaleren Bauwerke, und dem damit verbundenen astronomischen Wissen, zeugen davon. Dabei wurde bisher nur ein Bruchteil dieser, vorwiegend auf Luftaufnahmen, entdeckten germanische Bauwerke bisher wissenschaftlich erforscht.

Der Grund, weshalb diese monumentalen Bauwerke erst jetzt entdeckt werden, liegt an dem ökologisch wertvollen Baumaterial Holz, welches die Germanen vor 7.000 Jahren fast ausschließlich verbauten. Dieses ist aber natürlich in den Jahrtausenden verrottet. Im Flugzeug-Zeitalter kann man diese vom Boden aus unsichtbaren Bauwerke jedoch wieder entdecken. An der Stelle, wo einst die Holzpalisaden standen, ist die Erde besonders humusreich und Pflanzen wachsen dort besonders intensiv. Aus der Luft erkennt man so die Umrisse der germanischen Bauwerke.

Nur 25 km vom Fundort der Himmelsscheibe von Nebra und 50 km von der Sternenwarte in Kyhna haben Archäologen im sachsen-anhaltinischen Goseck das älteste Sonnen- Observatorium Europas entdeckt. Der Ausgrabungsleiter in Goseck, François Bertemes, schätzt die germanische Kultstätte auf ein Alter von mindestens 7.000 Jahren.
Die germanische Architekten-Elite baute vor über 7.000 Jahren für ihre Priesterschaft solche monumentalen Tempelanlagen. Diese waren Zentren der Heilung, Erziehung, Magie, Lebensberatung und des Wissens. Die Kreisanlage von Goseck wurde bereits 1992 auf Luftbildern entdeckt und das Landesamt für Archäologie in Halle hat diesen Fund aus Schutz vor Schwarzgräbern sehr lange geheim gehalten.

Das Bauwerk hat einen Durchmesser von 80 Metern. Es besteht aus einem Kreisgraben mit Holzpalisaden und drei Toren, welche Peillinien und himmelskundliche Beziehungen zu Sonne und Mond aufweisen.

Von der Mitte der Kreisanlage konnte durch das erste Tor exakt der Sonnenaufgang und durch das zweite der Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende am 21. Dezember vor 7.000 Jahren beobachtet werden. Ähnlich wie die Himmelsscheibe von Nebra belegt dies die Jahrtausend alte Tradition der germanischen Himmelskunde.

Der Astronomie Experte Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum bestätigt den engen astronomischen Zusammenhang der Himmelsscheibe zu der Anlage in Goseck. Ausgrabungsleiter Bertemes fand heraus, daß um diese Anlage herum ein gesellschaftliches Leben mit Versammlungen und Ritualen stattfand. Der Landesarchäologe Harald Meller sieht in dem Observatorium von Goseck einen „Meilenstein“ in der Forschung: „Wir können erstmals in die geistige und religiöse Welt der ersten Bauern Europas blicken. Bislang wußten wir nur, daß diese Menschen in langen Häusern lebten.“

Die ebenfalls mindestens 7.000 Jahre alte Sternwarte bei Kyhna zeigt verblüffende Ähnlichkeit zu dem Sonnen-Observatorium in Goseck auf. Dr. Henning Haßmann vom sächsischen Landesamt bezeichnete diese im letzten Jahr als spektakulärsten Fund den man je in Deutschland machte.

Die Sternwarte bei Kyhna besteht aus zwei Doppelringen mit dem maximalen Durchmesser von 120 Metern. Sie besitzt genau ausgerichtete Tore in den vier Himmelsrichtungen: Nordost, Südost, Südwest und Nordwest. Bei der Sommersonnenwende fallen die ersten Lichtstrahlen exakt durchs Tor im Nordosten ins Zentrum.
Die Archäologen sind sich sicher, daß die Germanen zu dieser Zeit sehr spirituell ausgerichtet waren und bodenlange Gewänder aus selbst gewebten Stoffen trugen. Weiter zähmten sie Auerochsen, benutzten verziegelte Öfen und bauten Getreide an. In Europa sind etwa 200 Monumentalbauten der Germanen aus der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit bekannt.

Die 20 Meter hohen Steinblöcke im englischen Stonehenge gelten als die jüngste und berühmteste dieser Anlagen. Der Doppelsteinkreis in Stonehenge soll etwa 3.000 Jahre jung sein. Nur wenige Kilometer von Goseck, Nebra und Kyhna entfernt fand man in Zschernitz eine ebenfalls mindestens 7.000 Jahre alte Tonfigur. Diese wurde von den Archäologen auf den Namen Adonis von Zschernitz getauft. Der Adonis von Zschernitz ist nach Meinung der Wissenschaftler die älteste männliche Keramikfigur der Jungsteinzeit.

Die Landesarchäologin Judith Delitzsch erklärte, daß man in Sachsen bisher nur weibliche Figuren aus dieser Zeit fand. Die am besten erhaltene Figur ist dabei die Venus von Zauschwitz. Dadurch, daß der Adonis von Zschernitz ein, im Verhältnis zum restlichen Körper, sehr großes Geschlechtsteil besitzt, geht man davon aus, daß in dieser Epoche auch männliche Figuren Fruchtbarkeit und Fortpflanzung thematisierten.