Schöpfungsmythen

Die Schöpfungsmythen verschiedener Kulturen erscheinen westlichen Ohren oft ziemlich bizarr und unwirklich. Trotzdem weisen diese Erklärungen über den Ursprung der Welt einige interessante Gemeinsamkeiten auf.

In der chinesischen Mythologie gab es zunächst nur einen formlosen Urzustand ohne Qualitäten. Daraus entstand das Weltenei, in dem das Urwesen Pangu schlüpfte. Das Ei zerbrach, wobei das Eiweiß den Himmel und der Dotter die Erde bildete. Dazwischen wuchs Pangu als eine Art Weltensäule heran, zunächst sehr klein, später ein gigantischer Riese. Pangu opferte sich selbst und formte daraus Himmelskörper, Tiere, Pflanzen, Metalle, Flüsse und Berge. Aus seinem Ungeziefer wurden später die Menschen.

In der nordischen Mythologie entstand der erste Riese Ymir. Aus diesem entstand die erste Kuh Audhumla, die einen riesigen eisigen Salzblock ableckte. Daraus entstand Buri, der erste der Götter, der Großvater von Odin und anderen Göttern wurde.

In der indischen Mythologie wächst ein Lotus im formlosen Urmeer aus dem Nabel Vishnus heran, in diesem wächst der Gott Brahma heran. Er teilt die Welt in Himmel und Erde und erschafft die Pflanzen, Tiere und Menschen. Damit endet die Schöpfung jedoch nicht; am Ende eines Weltenzeitalters (Kalpa) wird die Welt durch den Gott Shiva zerstört, und ein neuer Schöpfungszyklus beginnt.

In der japanischen Mythologie standen das Götterpaar Izanagi und seine Schwester Izanami auf einer Himmelsbrücke und stachen mit einer Lanze ins Meer. Davon rieselte etwas Salz herunter und bildete die erste Insel der Welt, das japanische Festland. Beide heirateten, und Izanami gebar viele Götter, darunter auch das Feuer. Bei der Geburt des Feuers verbrannte Izanami und gelangte in die Unterwelt. Izanagi versuchte sie daraus zu befreien, scheiterte jedoch.

In der babylonischen Mythologie kämpften innerhalb des Chaos die Götter Marduk und Tiamat miteinander, aus ihren Körpern wurde später die Welt geformt.

In der christlich-jüdischen Schöpfungsgeschichte erschuf der ewige Gott zunächst Himmel und Erde. Zunächst war alles wüst und leer; erst die Teilung des Wassers durch Gott ermöglichte späteres Leben.

Es gibt unzählige weitere Schöpfungsmythen mit erstaunlichen Details. Entweder wird die Welt aus den Körpern der ersten Götter gebildet oder die Götter schaffen die Welt durch ihr bewusstes Eingreifen und Schöpfungsarbeit. Gemeinsam ist jedem Schöpfungsmythos ein chaotischer oder formloser Urzustand ohne menschliches Leben. Oft findet danach eine Transformation in eine duale Welt statt, bei der aus dem ungeordneten Chaos zunächst eine Art Ordnung herbeigeführt wird. Der Impuls für die Separation ist meist die Schöpfergottheit selbst, z.B. durch ein Wort oder eine magische Handlung. Zunächst entsteht dabei die geistige Welt (Himmel) und danach die Materielle (Erde).

Oft gibt es zunächst nur einen ungeordneten Informationsraum ohne greifbare Materie. In diesem entsteht zunächst eine Trennung der polaren Kräfte (z.B. Ying und Yang, Himmel und Erde, Licht und Dunkelheit). Erst auf dieser Grundlage können die weiteren Schöpfungsprozesse stattfinden. Das selbe Prinzip begegnet uns auch im „Schöpfungsmythos“ der Schulwissenschaft. Zunächst entstand aus einem formlosen Urzustand ohne Zeit und Raum ein Urknall, die ersten einfachen leichten Atome und später dann die schwereren Elemente, Gasnebel, Sterne und Planeten bildeten sich durch Selbstorganisation. In der Schulwissenschaft fehlt die organisierende Komponente des Schöpfergottes; alles entstand einfach so aus dem Nichts.

Interessant sind hierbei besonders die zyklischen Schöpfungsmythen wie z.B. der vedische (Indien) Mythos. Nach einem Kalpa zerstört der Gott Shiva die Welt und das Universum, und danach entsteht wieder eine neue Ordnung. Auch die Schulwissenschaft hält in einigen Theorien (z.B. das Brane-World-Modell) ein Kollabieren des Universums in der Zukunft und einen darauf folgenden neuen Urknall für möglich. Unser Universum ist demnach nicht das erste seiner Art, sondern lediglich eines in der Reihe von vielen vorhergehenden und kommenden Universen.

Die persönliche (zyklische) Schöpfungsgeschichte
Unabhängig davon, welchem Schöpfungsprinzip man selbst angehört, kann man von den Mythen etwas lernen. Auch wir können als Schöpfer bewusst unser Leben neu erschaffen und eine neue Ordnung schaffen. Dazu sind jedoch zwei Schritte notwendig: 1) Zerstörung des Alten und 2) Aufbau des Neuen. Wenn wir zu sehr an alten Strukturen festhalten, ist eine Weiterentwicklung und Neuschöpfung nicht möglich, nur kleine Verbesserungen der bestehenden Ordnung. Dazu kann gehören, dass wir von Zeit zu Zeit bewusst unsere Komfortzone verlassen und einen neuen Weg einschlagen. Dies kann ein neues Weltbild sein, eine neue berufliche Orientierung, ein Umzug in eine völlig neue Umgebung oder ein anderes Land. Auch das Ende einer unbefriedigenden Partnerschaft kann manchmal notwendig sein. Manchmal müssen wir eine alte Struktur loslassen und Platz für etwas Neues schaffen. Dieser Prozess wird allgemein als Transformation bezeichnet.

Vielleicht kannst du aus dieser Betrachtungsweise der Schöpfungsmythen Inspiration für deinen eigenen Schöpfungsprozess gewinnen.

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