Orakel in der Bibel

Welche Orakel gibt es in der Bibel? Wird Wahrsagen und Astrologie (Sterndeutung) nicht im monotheistischen Glauben verurteilt?

In den meisten Fällen hat sich laut der Bibel Gott den Propheten gegenüber offenbart, z. B. durch Engel. Für die breite Masse waren Wunder sichtbare Zeichen der göttlichen Macht, wie zum Beispiel das Verwandeln eines Stabes in eine Schlange vor den Augen des Pharao. Dieses Wunder wurde dann wie in einem Wettstreit von den Hof-Magiern ebenfalls durchgeführt. Auch die Traumdeutung spielte in der göttlich-menschlichen Kommunikation eine wichtige Rolle. Viele weltliche Herrscher erhielten göttliche Visionen, die durch einen Priester oder erwählten Propheten gedeutet wurden.

Doch an dieser Stelle soll es nicht um Traumdeutung, Dämonenbeschwörung oder Wunderzeichen auf Erden und am Himmel gehen, sondern um rein zufallsabhängige Zeichen und Omen des göttlichen Willens.

Urim und Tummim

Die Heilige Schrift überliefert uns, dass der Hohepriester immer zwei Steine, „Urim und Tummim“, in einer Brusttasche am Ephod über seinem Herzen tragen musste. Mit diesen Steinen durfte er (durch das Los) in Rechtsfragen ein Urteil fällen. Nur der Hohepriester durfte diese Steine befragen, und sie galten als Symbole des göttlichen Willens. Wie genau das Losverfahren konkret durchgeführt wurde, ist leider nicht überliefert. Nur drei Kommunikationswege sind in der Bibel erlaubt: die Befragung der Urim und Tummim, die Traumdeutung und die Befragung oder Anhörung eines Propheten.

Profane Menschen und das göttliche Orakel

Im Bibelbuch Jona wird überliefert, dass die Seeleute in einen heftigen Sturm gerieten und Angst bekamen. Sie warfen Lose, um ein göttliches Zeichen zu bekommen, wer die Götter erzürnt haben mag, und immer fiel das Los auf Jona. Jona befand sich entgegen des Befehls Gottes auf einer Reise ins entfernte Tarschisch, obwohl er den Bewohnern der Stadt Ninive den Willen Gottes übermitteln sollte. Obwohl die Werfer des Loses keine Propheten waren, hat sich Gott offensichtlich in Form des Orakels den Seeleuten gegenüber ausgedrückt, wie das biblische Narrativ zeigt. Als sie Jona zur Rede stellten, warum das Los immer auf ihn fiel, schlug er ihnen vor, ihn über Bord zu werfen, was sie auch taten, und sofort hörte der Sturm auf.

Es ist bemerkenswert, dass sich Gott auch Ungläubigen gegenüber offenbarte, beispielsweise Herrschern (Traumbotschaften) oder den Seeleuten von Jonas Schiff. Tatsächlich ist es das Wesen monotheistischer Religionen, dass eine Kommunikation mit Gott nur über eine gesalbte Priesterschaft gestattet ist. Trotzdem gibt es Ausnahmen, zum Beispiel, wenn es um wichtige Situationen geht oder gerade kein Prophet in der Nähe ist.

Astrologie

Auch die Astrologie oder besondere Himmelsphänomene spielten eine Rolle. So blieb vor der Eroberung der Stadt Jericho die Sonne und der Mond einen Tag lang stehen. Vor dem Auszug aus Ägypten gab es eine 3-tägige Finsternis. Der „Stern von Bethlehem“ zeigte den drei weisen Magoi die Richtung, in der sie den neugeborenen Messias finden sollten. Darüber hinaus gilt das Deuten der Sterne und von Sonne und Mond in der Heiligen Schrift als unerwünschte Praxis. Es wird aber dabei nicht in Frage gestellt, dass der Verlauf der Himmelskörper tatsächlich eine Bedeutung für das Leben der Menschen hat. Die Vermittlung zwischen Gott und den Menschen soll einfach nur über die Priesterschaft erfolgen, die dadurch innerhalb der Gesellschaft eine herausragende Stellung und Autorität innehat.

Fazit

Es gibt Orakel in der Bibel, auch wenn sie nur durch geweihte Priester oder in Ausnahmefällen genutzt wurden. Auch Visionen im Traum und prophetische Traumdeutung spielten eine Rolle. Natürlich war das Wort der Propheten und Priester der übliche Kommunikationsweg, wie Gott mit den Menschen kommunizierte.

Es ist höchst spannend, dass die Bibel überhaupt erwähnt, dass sich Gott in Form von Orakeln äußert, wenn auch nur selten. In der Spiritualität gibt es keinen Mittler zwischen dem Göttlichen und den Menschen. Der Zugang findet direkt statt, durch die Natur, die eigene Intuition, Träume und natürlich auch durch Orakel. Der spirituelle Weg ist zunächst schwieriger, weil man zunächst im Dunkeln tappt und niemand einen durch die Mysterien führt. Allerdings ist hier der persönliche Grad an Freiheit, ohne Dogmen und Verbote, am größten. Deshalb ist ein direkter Kommunikationsweg mit dem Göttlichen für spirituelle Menschen besonders wichtig.

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