Mythologie der Zwerge
Zwerge sind geschickte und kleinwüchsige erdverbundene Wesen. Im Gegensatz zu den Riesen, den starken Raufbolden, sind sie meist weitaus klüger und geschickter. Oft sind sie Experten des Handwerks und der Schmiedekunst. Der Mensch bewegt sich zwischen diesen Polaritäten der Archetypen der Riesen und Zwerge.
Zwerge begegnen uns insbesondere in der nordischen und keltischen Mythologie. Sie leben in großen Gemeinschaften, oft unter einem Zwergenkönig, im Erdinnern und fördern wertvolle Schätze und Metalle. Sie gelten als geschickte Schmiede und Handwerker. So hat der Zwerg Ivaldi den Sieg verleihenden Speer an Odin und den berühmten Hammer Mjölnir an den Gott Thor übergeben. Oft kämpfen die Götter mit den Waffen der Zwerge gegen die mächtigen Riesen die oft ihre Gegenspieler sind. Während Riesen mit rabiater Gewalt und Kraft ihre Ziele erreichen und oft mit den Kräften des Chaos verbunden sind, sind Zwerge zwar körperlich klein und schwach, jedoch überaus geschickte und weise Handwerker oder sogar Zauberer. Sie erreichen ihre Ziele mit Weisheit und Geschick. Der Mensch bewegt sich dabei immer zwischen diesen Polen, denn sowohl Riesen als auch Zwerge sind dem Menschen ziemlich ähnlich.
Interessanterweise sind Zwerge auch den Elementargeistern und Erdwesen der Kobolde (oder Wichtel) nicht unähnlich. Diese stammen aus der keltischen und nordischen Mythologie (z.B. die Wichtel in Skandinavien) und leben heimlich auf Höfen und Häusern und leisten hier oft nützliche kleine Arbeiten. Im Gegensatz zu den menschenähnlichen Zwergen handelt es sich bei Kobolden oft um übernatürliche Wesen, je nach Lehrart. Kobolde sind oft trickreich und schelmisch. Sie spielen Menschen kleine Streiche, sind aber oft auch sehr nützlich in Abhängigkeit davon, wie gut sie respektiert und behandelt werden.
Viele Eltern spielen gemeinsam mit ihren kleinen Kindern gerne Spiele mit Wichteln, z.B. in der Vorweihnachtszeit. Dabei werden sowohl von den Eltern als auch den Kindern kleine Streiche gespielt, z.B. einen Parcour mit Strumpfhosen bauen, Kerzen auf Adventskränzen mit Karotten austauschen oder kleine Häuser aus Toilettenpapier-Rollen bauen. Diese Streiche werden dann den Wichteln wie Nisse oder Tomte in die Schuhe geschoben. Hier wird der Mythos genutzt, um die Kreativität und Phantasie der Kinder zu fördern.
Beim Schreiben über Zwerge kommt mir spontan in den Sinn, dass der Archetyp moderner Aliens (kleine Graue) ebenfalls zwergenartige Attribute besitzen. Sie tauchen aus dem Verborgenen auf, sind kleinwüchsig und den Menschen in Intelligenz überlegen. Bei Aliens schwingen allerdings zahlreiche andere und eigenständige Symbole, Eigenschaften und Gefühle mit, die sich doch sehr stark von den Attributen von Zwergen unterscheiden. Aliens werden oft bedrohlich, roboterartig, gefühlskalt und den Menschen wesensfremd beschreiben. Zwerge dagegen verfügen über eine sehr menschliche Persönlichkeit und Wesensart.
In einer magischen Tradition kann eine Invokation mit dem Archetyp des Zwergs den Magier eine Aura der Unsichtbarkeit und verborgener Geschicklichkeit und Weisheit verleihen (im Gegensatz zum Riesen, wo Kraft, Größe und Stärke im Vordergrund stehen).