Helgoland – die heilige Insel
Helgoland (oder „Heiligeland“) befindet sich in der Nordsee 70km vom Festland entfernt. Auf etwas mehr als 1km² leben etwa 1500 Helgoländer und Insulaner. Pro Jahr besuchen etwa 500.000 Touristen die Hochseeinsel.
Vor 10000 Jahren war Helgoland vermutlich noch mit dem Festland verbunden, bereits in der Jungsteinzeit haben hier schon Menschen gelebt. Damals war Helgoland noch sehr viel Größer. Die germanischen Friesen errichteten hier ein Heiligtum für den Gott des Rechts „Forsite“. Viehherden auf Helgoland galten als Heilig und durften nicht geschlachtet werden. Es gab eine besondere heilige Quelle, der man sich nur schweigend nähern durfte.
Es gibt noch eine andere interessante Geschichte rund um einen friesischen Häuptling und Friesenkönig, die man in der Schule nicht lernt. 689 u.Z. ist der Friesenkönig „Radbod“ nach einer Niederlage gegen die Franken hierher geflüchtet. Er kämpfte zeitlebens gegen die Eroberung und Christianisierung des friesischen Reiches, das damals die gesamte holländische und ostfriesische Küste bis an die Grenze des heutigen Belgiens abdeckte.
Es gab einen Zeitpunkt – im Interesse des Friedens und um weiteres Blutvergiessen zu vermeiden – dass sich Radbod christlich taufen lassen wollte. Mit einem Fuss soll er bereits im Taufbecken gestanden haben, da fragte er den Priester, ob er nach seinem Tode im Himmel auch seine Ahnen wiedersehen werde, da diese ja in Walhalla seien, getreu der Vorstellung vom Jenseits der alten Germanen. Der christliche Priester entgegnete, da diese im Leben ja ungetaufte Heiden waren, warte auf sie im Jenseits nur das Fegefeuer und er werde sie nicht mehr wiedersehen. Darauf zog Radbod den Fuss wieder zurück und entschied sich, sich nicht taufen zu lassen.
Nach einer verlorenen Schlacht flüchte er auf die Insel Helgoland und plante die Rückeroberung seines Reiches. 716 hatte er wieder ein schlagkräftiges friesisches Heer gebildet und die Franken in einem unerwarteten Überfall bis nach Köln zurückgeschlagen. Alle erbauten Kirchen seines Königreiches wurden abgerissen und niedergebrannt, die Priester und Missionare davongejagt. Die alten Tempel und heiligen Haine wurden wiederhergestellt. Erst nach seinem Tod wurde die Christianisierung wieder fortgesetzt.
Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel, jedenfalls nach der Rechtsprechung aus der Mitte des 20igsten Jahrhunderts. Der Begriff ist nicht eindeutig definiert. Helgoland gehörte bereits zu Dänemark, zeitweise zu
England, aber auch mal zu Hamburg, mal zu Bremen. Heute gehört Helgoland zu Schleswig-Holstein, Kreis Pinneberg. Es war zeitweise auch ein wichtiger Handelsumschlag mit bis zu 400 Schiffen am Tag, die hier anlandeten.
Berühmte Persönlichkeiten fühlten sich hier ebenfalls zeitweise wohl, Heinrich Heine hat hier zeitweise gelebt und geschrieben. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hat hier das Deutschlandlied, die 3. Strophe ist der Text der deutschen Nationalhymne.
Auch der Physiker Werner Heisenberg hat hier sein Werk „Quantenmechanik“ vollendet.
Es gibt noch unendlich mehr Besonderheiten über Helgoland zu erzählen – es ist einfach ein magischer Ort. Nur hier auf der Welt gibt es den roten Feuerstein mit seiner typischen Rot-schwarz-weissen Färbung. In der Hummerbude Bude 31 kann man sich erklären lassen, wie man auf der Düne selbst diesen besonderen Feuerstein sammeln kann. Warum es den roten Feuerstein (den Magier) nur hier gibt, ist bis heute wissenschaftlich nicht aufgeklärt.
Ab und an findet man am Strand vom Meer glattgeschliffenes Glas, das Seeglas oder Strandglas. Obwohl es sich dabei eigentlich um Abfall handelt, haben bestimmte Farben für Sammler einen hohen Wert (manchmal sogar höher als Bernstein). Heute landet nur noch selten Altglas im Meer und auch die Farben der alten Apotheker-Glasbehälter werden seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt. Beim Sammeln von rotem Feuerstein, Seeglas und Seeigel-Gehäusen kann man wunderbar bei Meeresrauschen meditieren und den Kopf frei bekommen – bis in den Sonnenuntergang hinein, den man sehr gut vom Nordstrand aus beobachten kann.
Die Insel hatte auch schon immer auch eine wichtige militärische Bedeutung als Seestützpunkt. In Kriegszeiten wurde sie komplett untertunnelt, bis zu 14,5km erstreckte sich das ehemalige Tunnelnetz der Bunkeranlage. Der zivile Teil ist noch weitgehend erhalten und kann bei einer eindrucksvollen Führung besichtigt werden. 1947 sprengten die Briten den militärischen Teil der Bunkeranlagen (Big Bang von Helgoland), nach dem Krieg waren zeitweise alle Gebäude völlig zerstört und zerbombt. Später hat man einen alten Maulbeerbaum (Das Wunder von Helgoland), der noch lebte, aus den Trümmern wieder ausgegraben und neu verpflanzt – heute ist er die einzige Pflanze auf Helgoland, die unter Naturschutz steht. Dieser Maulbeerbaum ist ein Symbol für die Unverwüstlichkeit des Lebens und der Wiedergeburt/Neubeginn.
Helgoland ist die Heimat für viele seltene Tier- und Vogelarten, u.a. nisten hier grosse Kollonien aus Basstölpel und Trottellummen (z.B. auf dem Lummenfelsen). Den freilebenden Seehunden und Kegelrobben auf der Nachbarinsel „Düne“ darf man sich bis auf 30 Meter nähern.
Aus geschichtlichen Gründen zählt die Insel übrigens steuerrechtlich nicht zur EU. Hier gibt es weder Zollgebühren, noch eine Mehrwertsteuer. Wenn man die persönlichen Einfuhrgrenzen für den Einkauf beachtet, kann man hier durchaus die Fahrtkosten für die Überfahrt wieder reinholen.
Tipp: Die angebotenen Tagestouren reichen zeitlich einfach nicht aus, um den Charme der Insel komplett zu ergründen. 2 bis 3 Nächte sollte man schon mindestens auf Insel bleiben, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Allgemeine Infos über Helgoland: www.helgoland.de
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