Die Insignien des Kaisers

Das japanische Kaiserreich ist seit über 2500 Jahren die älteste bekannte Herrscherfamilie der Welt. Der heutige Tenno führt in männlicher Linie laut japanischer offizieller Mythologie seine Abstammung direkt auf die Sonnengöttin Amaterasu zurück. Auch wenn der japanische Kaiser bereits vor vielen Generationen nur symbolische Macht besitzt ist er der spirituelle traditionelle Eckpfeiler, der Japan eine mythologische Identität verleiht.

Noch mysteriöser als die englischen Kronjuwelen sind dabei die Throninsignien Japans. Dabei handelt es sich um 3 Artefakte, die bereits in der Vorzeit der Ur-Götter (Kami) existiert haben. Dabei handelt es sich um:

  • Das Schwert Kusanagi no tsurugi (草薙剣)
  • Die Halskette Yasakani no Magatama(八尺瓊曲玉)
  • Der Spiegel Yata no Kagami (八咫鏡)

Diese Insignien repräsentieren auch die Tugenden des Kaisers, das Schwert die Tapferkeit, die Edelstein-Halskette den Willen zum rechten Handeln und der Spiegel symbolisiert die Weisheit.

Bisher war es nur dem japanischen Kaiser persönlich erlaubt, diese Kaiserinsignien mit eigenen Augen zu sehen. Heute gibt es keine lebende Person, die diese Insignien mit den eigenen Augen betrachtet hat. Der letzte Kaiser, der sie mit eigenen Augen gesehen hat, ist der Meiji Tenno (1852-1912). Diesem Tenno und seiner Gattin zu ehren ist übrigens der berühmte Meiji-Schrein 1920 (Tokio) geweiht worden. Nach dem Blick in den Spiegel veranlasste er, dass auch seine Nachfahren keinen Blick auf die Insignien mehr werfen dürfen. Seit dieser Zeit wird die Vorschrift konsequent umgesetzt. In Tüchern sorgsam eingeschlagene in verzierten Schatullen, befinden sich die Insignien in verschiedenen heiligen Schreinen und im Kaiserpalast in Japan. Laut Mythos ist z.B. ein Teil der Seele der Sonnengöttin Amaterasu im Spiegel eingefangen.

Betrachten wir die Mythologie hinter den 3 mystischen Kaiserinsignien etwas genauer. Wie die Insignien tatsächlich aussehen, ob das Schwert z.B. ein Katana ist oder ob es sich eher um ein Kurzschwert handelt ist unbekannt. Es gibt keine Fotos und auch keine offiziellen Beschreibungen oder Stellungnahmen über das Aussehen und die Eigenschaften der Insignien vom japanischen Kaiserhaus.

Das Schwert Kusanagi no tsurugi (草薙剣)

Das Schwert befindet sich aktuell im Schrein Atsuta-Jingu (Nagoya). In alter Zeit kämpfte der Gott Susanoo (Ein Bruder Amaterasu’s und Gott des Windes und des Meeres) gegen das Ungeheuer Yamaha no Orochi, eine achtköpfige Schlange.In einer List machte er sie mit Sake trunken und tötete das Monster. Im Leichnam fand er das Schwert, das er später seiner Schwester Amaterasu schenkte. Es rettet später dem kaiserlichen Prinzen Yamatotakeru das Leben.

Die Halskette Yasakani no Magatama(八尺瓊曲玉)

Die Magatama befindet sich z.Z. offiziell im Kaiserpalast in Tokio. Vermutlich ist es eine Halskette aus tropfenförmigen Edelsteinen. Diese Kette wurde von den Göttern einst mit dem Spiegel zusammen vor die Höhle gehängt, in der sich einst Amaterasu zurückgezogen hatte. Mit diesen Artefakten wollte man die Göttin wieder aus der Höhle herauslocken. Der Aufenthalt der Sonnengöttin in der Höhle hatte zur Folge, dass die Welt in Finsternis gehüllt war, was natürlich einer globalen Katastrophe gleichkam. Allgemein stammen Magatama-Halsketten übrigens tatsächlich gesichert ursprünglich aus Japan und werden als Amulette benutzt.

Der Spiegel Yata no Kagami (八咫鏡)

Der Spiegel befindet sich heute im Schrein Ise-Jingu (Stadt Ise, Präfektur Mie). Dieser Spiegel wurde gemeinsam mit der Magatama an einen Baum vor die Höhle gehängt, damit das Blinken die Göttin Amaterasu aus der Höhle neugierig macht und sie herauslockt. In diesem Spiegel soll sich ein Teil der Seele Amaterasu’s befinden, so hat es die Göttin ihrem Enkel gegenüber persönlich offenbart.

Heutige Bedeutung

Die 3 heiligen Throninsgnien sind ein zentraler Bestandteil der shintoistischen Spiritualität Japans, das eng mit dem Kaiserhaus verbunden ist. Die „Heiligen Schätze der Kaiserlichen Ahnen“ sind laut dem japanischen Kaiserhaus – Gesetz untrennbar mit dem Thron verbunden. Bei der Inthronisierung des neuen Tennos werden ihm diese Insignien (Blickgeschützt in umwickelten Truhen) Zeremoniell übergeben. Nur der Kaiser darf sie besitzen, aber kein Kaiser würde es wagen, einen Blick auf sie zu riskieren, da der Meiji-Kaiser den Anblick selbst seinen Nachfahren untersagt hat. Wir wissen weder etwas über das Aussehen noch über die spirituell-magischen Eigenschaften dieser Insignien. Gerade diese Unkenntnis steigert natürlich den Mythos und das Geheimnis dieser Artefakte. Seit über 2500 Jahren repräsentiert die kaiserliche Familie die spirituelle Einheit Japans und bildet eine direkte Verbindung der materiellen Welt zur astralen Welt der Götter, deren direkter Nachfahre der jeweilige Kaiser ist.

Wer mehr über die japanische Mythologie erfahren möchte, dem sei das Buch „Japanische Mythologie“ von Kevin Capito empfohlen, der in seinen Videos viele interessante Details über die Spiritualität und Mystik der faszinierenden Japanischen Kultur zusammengetragen hat.