Die Drei Nornen
Die Drei Nornen der nordischen Mythologie weben die Fäden des Schicksals. Dabei bestimmen sie – zusammen mit tausenden weiteren Nornen – nicht nur das Schicksal eines jeden Menschen, sondern auch das Schicksal der Götter liegt in ihren Händen. Dadurch ähneln die Drei Nornen den Schicksalsfrauen der Römer (Parzen), der Griechen und der Slawen, die ähnliche mythologische Aspekte aufweisen.
Am Urdbrunnen, zwischen den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil, sitzen die Drei Nornen und weben das Schicksal. In einer anderen Beschreibung wird dieser Prozess des „Webens“ näher erläutert. Mithilfe magischer Runen, deren Bedeutung sie für sich behalten, schreiben sie das Schicksal nieder und erschaffen so einen Datenträger des Schicksals.
Wer sind diese Drei Frauen? Ihre Namen lauten Urd (das Schicksal), Verdani (das Werden) und Skuld (Schuld). Urd repräsentiert Aspekte der Vergangenheit und blickt hinter ihre Schulter. Verdani symbolisiert die Gegenwart und wird oft mit einem Blick nach vorn dargestellt. Skuld steht für die Zukunft und wird häufig mit verschlossenen Büchern oder Schriftrollen und einem Schleier dargestellt. Ihr Blick zeigt in die entgegengesetzte Richtung von Urd.
Ihre Abstammung ist nicht überliefert. Einige Quellen sprechen von Göttern, Elfen oder Zwergen als Vorfahren der Nornen. Ihre Macht resultiert jedoch nicht aus ihrer Abstammung, sondern aus ihrer Weisheit, insbesondere ihrer Kenntnis der magischen Runen.
Der Gott Odin strebte danach, das Geheimnis der Nornen und der Runen zu ergründen. Dazu war er bereit, sich selbst als Opfer darzubringen. So hing er neun Tage und Nächte über dem Urdbrunnen und durchbohrte seinen Leib mit einem Speer. Dem Tode nahe verharrte er dort und erhielt eine Vielzahl von Geheimnissen und Weisheiten. Doch erst am letzten Tag erfuhr er die geheime Bedeutung der Runen. Mitten im Urdbrunnen erschien ihm das Gesicht eines unbekannten Gottes und erklärte ihm die Bedeutung der Runen.
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Neben dem Weben oder Aufschreiben des Schicksals hatten die Drei Nornen noch eine andere Aufgabe. Sie schöpften aus dem Urdbrunnen und übergossen Yggdrasil mit seinem heiligen Wasser. So bleibt Yggdrasil trotz der ständigen Angriffe durch Drachen und dem Knabbern der Rinde durch riesige Hirsche stark.
Was wir von den Drei Nornen lernen können
Die Drei Nornen sind weder gut noch böse. Sie kontrollieren nicht jedes Detail des Lebensverlaufs und versorgen den Weltenbaum mit heilendem, heiligem Wasser. Der Weltenbaum Yggdrasil kann mit dem Kosmos und der Welt verglichen werden. Die Drei Nornen repräsentieren die Zeit (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), deren Verlauf allem im Universum untergeordnet ist – auch den Göttern. Das Geheimnis der Nornen sind die Runen, welche die wichtigen Eckpunkte schriftlich festhalten.
Die Drei Nornen widersprechen nicht dem freien Willen. Sie setzen gewisse Spielregeln und Meilensteine für die Welt fest. Das Universum ist nicht chaotisch und rein zufällig organisiert, sondern folgt einer höheren, strukturierten Ordnung. Die Entwicklung des Lebens, die Komplexität in den Sonnensystemen und zellulären Prozesse – all das organisiert sich durch Selbstorganisation zu einer komplexeren und sinnvolleren Fülle. Im Laufe der Zeit entsteht ein Reichtum an Leben, Strukturen und Reichen, welcher die Grundlage für eine noch reichhaltigere und komplexere Lebensordnung bildet. Das Weben des Schicksals ist noch lange nicht abgeschlossen. Heute legen die Drei Nornen im übertragenen Sinne die Grundlage für eine noch phantastischere und komplexere Welt.
Der Physiker Burghardt Heim sprach von einem verborgenen Naturgesetz, einer organisierenden Kraft, die im Widerspruch zur klassischen physikalischen Vision des „Entropietods“, dem völligen Erkalten und Sterben allen Lebens und sämtlicher physikalischer Prozesse, steht.
Die Natur der Zeit verleiht nicht nur dem gesamten Universum einen höheren Sinn, sondern auch auf kleineren Ebenen im Leben eines jeden Menschen. Unser Leben folgt ebenfalls – wenn auch in kleinerem Maße – einem höheren Plan und legt die Grundlage für weiteres Leben, Fülle, Freude und Erfüllung. Unser Schicksal ist nicht chaotisch, sondern das Resultat unserer Talente, Fähigkeiten, Erwartungen und vor allem unserer Entscheidungen.
Wie die Drei Nornen kannst du dir deine Ziele aufschreiben und dir täglich bewusst machen. Du musst dazu keine Runen verwenden – die Schrift deiner Muttersprache ist ebenso geeignet. Wichtig ist, dass du deine eigenen Ziele schriftlich manifestierst, damit sie sich schließlich auch in deiner Alltagsrealität manifestieren können. Sei wie die Nornen, nimm dein Schicksal selbst in die Hand und spinne die Fäden deines Schicksals so, wie es dir gefällt. Verändere zunächst dich selbst, deine Ziele, und der Rest wird vom Universum selbst für dich übernommen. Das ist eine Lehre, die wir aus dem Mythos der Drei Nornen ziehen können.
Verbindung zwischen der materiellen Welt und den spirituellen Sphären
Die Drei Nornen verbinden die Ebenen der Realität. Sie schaffen eine Brücke zwischen der materiellen und spirituellen Welt. Jede unsere Entscheidungen ist nicht isoliert sondern Teil größeren Gefüges, das jeder Einzelne mitgestaltet.