Das Orakel von Delphi
Das damalige Orakel von Delphi war nicht nur eine Attraktion wie heute z.B. eine Wahrsagerin auf einem Volksfest. Das Orakel war eine wichtige Institution des Lebens. Alle Gesellschaftsschichten trafen keine wichtige Entscheidung, ohne den Orakelspruch zu empfangen. Dabei gab es nicht nur in Delphi, im Tempel des Apollon, hellseherische Priesterinnen sondern ganz Griechenland war mit Orakelstätten geradezu überzogen. Das Orakel von Delphi ist jedoch mit Abstand das berühmteste Orakel, es wurde von mächtigen Königen und Herrschern aufgesucht.
Beim Betreten des Orakels lass der Eintretende über dem ersten Eingang Erkenne Dich selbst. Beim zweiten Eingang stand dann sinngemäß …Dann erkennst Du Gott. Dieser Hinweis enthält eine wichtige esoterische Botschaft, nämlich dass ein Teil der göttlichen Schöpfungskraft in jedem Menschen enthalten ist und nur der Blick ins Innere die Wahrheit der Wirklichkeit preis gibt.
Für eine Antwort des Orakel von Delphi mussten die Fragesteller ein Medium befragen. Diese Medium war üblicherweise eine seherische Priesterin, die Pythia. Nur selten sprachen Ratsuchende mit der Pythia direkt, zumeist wurde der Orakelspruch von Hohepriestern übermittelt und auch interpretiert. Nur die wohlhabenden Fragesteller erhielten eine direkte Antwort durch das Orakel. Das gewöhnliche Volk erhielt die Antwort nur durch eine Kugelung, dem Ziehen von schwarzen und weissen Kugeln die lediglich für Ja oder Nein standen. Weitere Angaben wurden nicht gemacht.
Wohlhabendere Fragesteller wie Könige, Fürsten und reiche Kaufleute erhielten die Antwort direkt durch die Hohepriester, die den Orakelspruch der Pythia interpretierten. Die Orakelantwort war oft zweideutig. So erhielt der Überlieferung nach der reiche König Krösus den Orakelspruch in Delphi: „Wenn Krösus den Halts überschreitet, wird er ein grosses Reich zerstören.“. Diese Prophezeiung trat ein, es handelte sich dabei jedoch um sein eigenes Reich.
Wie die Pythen den Zugang zur göttlichen Weissagen erhielten ist umstritten. Der Seher Nostradamus soll im Besitz geheimer Aufzeichnungen gewesen sein, wie die Trance beim Orakel von Delphi ausgelöst worden ist. Die so herbeigeführten Visionen interpretierte Nostradamus mit Hilfe seiner umfangreichen Kenntnisse der Astrologie. So konnte er die Zeitpunkte der gesehenen Ereignisse bestimmen. Dazu benutzte er wie die Pythen im Orakel von Delphi einen Dreifuss und setzte sich bestimmten psychoaktiven Dämpfen aus, um mit den feinstofflichen Schwingungen in Resonanz gehen zu können. Da man sich auf einem dreibeinigen Hocker nicht anlehnen kann, verfällt das Medium so eine Art Wachtraum und meditativen Zustand.
Der christliche Kaiser Theodosius I verbot 391 n. Chr. sämtliche Orakelstätten. Sei dieser Zeit ist die Orakelkultur der Antike, die über 1000 Jahre wertvolle Dienste geleistet hat, nahezu erloschen. Die Medien des alten Orakels von Delphi wurden verfolgt und arbeiteten darauf nur noch im Untergrund.