Geschichte der Kabbalah

Die Kabbalah gilt als die traditionelle „hebräische Geheimlehre“, doch ist sie historisch vermutlich eher im pharaonischen Ägypten beheimatet. Man nimmt heute in der Geschichtsforschung an, dass die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten (Exodus) auch das Geheimwissen mitnahmen, das dort hochstehende Persönlichkeiten erworben haben und das sie für so wertvoll hielten, dass sie es ihren Nachkommen unbedingt zugänglich erhalten wollten. Die Kabbalah ist eine mystisch-spekulative Lehre insofern, als sie eine Theorie der Entstehung der Welt aus dem göttlichen Ursprung zum Grundgedanken hat.

Historiker kennen hauptsächlich drei Zeitphasen und Verbreitungszentren der Kabbalah: Früh- bis Hochmittelalter vor allem im südspanisch-arabischen Raum um Córdóba und Grenáda, wo einige bemerkenswerte Kabbalisten lebten und lehrten, 18.-19. Jahrhundert in Osteuropa, wo vor allem die Gruppe der so genannten „Chassidim“ (wörtlich übersetzt: „die Frommen“) kabbalistische Lehren verbreitete, und die Gegenwart weltweit. Am interessantesten ist aber natürlich die heutige Bedeutung der Kabbalah, so wie sie jetzt gelehrt wird, und ihre Verbreitung in den Medien kann dazu beitragen, dass sich mehr Menschen mit diesem komplexen, faszinierenden Sinnsystem auseinandersetzen.

Philosophische Lehren der Kabbalah

Die Kabbalah enthält einen mystischen Einheitsgedanken als Zentrum ihrer Lehre oder folgt philosophisch einer Einheitsmetaphysik, die die sichtbare Welt als Wirkung eines Ursprungs ansieht. Das Eine Göttliche Sein („Ain soph“) solle sich, der geheimen kabbalistischen Lehre zufolge, über die Stufen Geist, Seele und Materie stufenweise in die Welt entäußern. Diese mystische Kosmogonie – die sukzessive Entstehung von Allem aus Einem in mehreren Stufen – ist das philosophisch-spekulative Leitmotiv sowohl der kabbalistischen Weltsicht, welche als Makrokosmos alle Eigenschaften des Göttlichen in sich tragen soll, als auch des psychologischen Blicks der Kabbalah auf den Menschen, der als Mikrokosmos und somit als verkleinertes Abbild des Makrokosmos gilt.

Dieser Grundgedanke einer stufenweisen Entäußerung des Einen ins Weltall ist nicht nur der Kabbalah zu Eigen, sondern ein uralter mystisch-philosophischer Gedanke, welcher auch in der neuplatonischen Philosophie des aus Alexandria in Ägypten stammenden Philosophen Plotin, der im 3. Jahrhundert n. Chr. lebte, im Zentrum steht. Plotin nennt diesen Ausfluss des Einen göttlichen Ursprungs ins Weltganze Emanation („Entstehung“).

Dieser bemerkenswerte Philosoph ist deshalb so bedeutsam, weil seine neuplatonische Philosophie von der Entäußerung des Einen in die Welt sowohl die christliche Mystik mit Mystikern wie Meister Eckhart, Heinrich Seuse und Johannes Tauler, als auch zahlreiche mystische Geheimlehren in Ost und West beeinflusst hat. Hiermit sind wir auch wieder bei der Kabbalah: Kabbalah und Neuplatonismus stehen zwar nicht in direkter historisch-systematischer Nachfolge oder Verursachung zueinander, speisen sich aber aus ähnlichen philosophischen Quellen.

 

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