Der Sonnengott Radegast

Wenn man sich zu den Göttern in den ostgermanischen Bereich begibt, so wird man zwangsläufig zum Gott
Radegast gelangen. Innerhalb der letzten Jahrhunderte hat sich jedoch die Darstellung, Beschreibung und
Deutung von Radegast stark verändert. Möchte man zurück zur ursprünglichen Bedeutung dieses Gottes
kommen, muss man historische, als auch etymologische Betrachtungsweisen zu Rate ziehen. In unserer
heutigen Zeit wird Radegast als Kriegsgott deklariert.

Anhand der sich verändernden Darstellung von Radegast, welche anhand der nachfolgenden Bilderreihe weiter unten zu sehen ist, kommt man zum Schluss, dass diese Darstellung nicht der ursprünglichen Bedeutung gerecht wird. Es lässt zudem die Frage zu, warum die Bedeutung dieses Gottes, neben vielen anderen Göttern, verändert wurde? Wer hat sich diese Mühe gemacht, und wann wurde die Darstellung Radegasts‘ verändert?

Schaut man sich alte Statuen von Radegast näher an, fällt einem sofort die Hellebarde auf. Daraus lässt sich auf die Zeitepoche der Herstellung dieser Statue schließen. Die Hellebarde ist nämlich eine Waffe, die erst im 14. bis 16. Jahrhundert Verwendung fand (in einer sehr christlichen Zeitepoche also). In einer sehr viel älteren Darstellung von Radegast ist daher auch keine Hellebarde zu sehen, stattdessen hält er (oder Hlawaradze, ein anderer Name von Radegast) einen Speer in seiner Hand.

 
Der Speer ist aus zeichenkundlerischer Sicht als ein Phallussymbol zu betrachten, um die brachliegende
oder gefrorene Erde (Kuhantlitz auf dem Schild vom Radegast) mit den ersten sanften Strahlen der
Wintersonne aufzutauen. Der Adler auf dem Kopf von Radegast trägt eine Krone, welches ein weiterer
Hinweis auf die Sonne, den eigentlichen König ist. Siehe auch die Excalibur-Sage hierzu. Nur der wahre
König (Sonne bzw. Sonnenstrahl) kann das Schwert aus dem Stein, also die zugefrorene Erde, ziehen.

Die Ostgermanen haben die Sonne und ihre verschiedenen Götter in verschiedene Jahreszeiten
eingeordnet. Radegast symbolisiert die Wintersonne, die vier Sonnen an den Rändern jeweils die verschiedenen Sonnenphasen im Jahreskreislauf symbolisieren. Zu jeder Jahreszeit strahlt die Sonne bekanntermaßen unterschiedlich stark, welches Bild 4 versucht grafisch darzustellen.

Heutige Historiker und Buchautoren lassen sich vor allem vom Wortstamm Rade irritieren, den sie gerne
auf Rathgeber zurückführen möchten. Radegast wird sehr oft mit einem Adler auf dem Kopf dargestellt. In den Mythen symbolisiert der Adler vor allem die Wintersonne (Thiazi-Mythe).

Ähnlich ist auch der Kuhkopf auf dem Harnisch des Radegasts zu deuten. Hier geht es um die Verbindung
von Sonne und Erde. Die Sonne, die ewig während um die Gunst der Erde buhlt. Jedes Jahr aufs Neue wirbt
Herr Sonne um Frau Erde und versucht sie (für sich) zu erwärmen.

Herr Sonne ist männlich, da er sendet und Frau Erde weiblich, da sie empfängt.

Im Wort Radegast steckt das Wort Rad, was auf das Sonnenrad oder Sonnenkreislauf hindeutet. Außerdem auch das Wort Ra, welches in der ägyptischen Mythe der Sonnengott ist.

Es ist eine bekannte Vorgehensweise der monotheistischen Religionen, einen alten heidnischen Gott, den
man nicht so ohne weiteres ignorieren und abschaffen kann, da er für die Einheimischen eine zentrale Rolle
spielt, neue Attribute und Eigenschaften anzuhängen, um somit seine eigentliche Bedeutung zu verändern,
mit dem letztendlichen Ziel seine ursprüngliche Rolle für andere zu verfälschen und unkenntlich zu
machen. Altes Wissen soll somit vernichtet und für nachfolgende Generationen gar nicht mehr gelehrt
werden können.

Der Ortsname „Radegast“ steht in direktem Zusammenhang zur frühen Siedlungsgeschichte. Diese Region
wurde früher von den Wenden, einem ostgermanischen Stamm, besiedelt. Die Ostgermanen beteten eine
sehr große Anzahl von Göttern an. Der höchste von ihnen war der Gott Svarog. Er wurde als Gottvater und
als Schöpfer von Erde, Sonne und Feuer verehrt. Sohn des mächtigen Svarog war Svarožić, der zunächst als
Sonnengott verehrt wurde, beispielsweise bei den zweimal im Jahr stattfindenden Sonnenwenden.

Bei den Wenden bekam Svarožić später eine neue Funktion: Er wurde zum Kriegsgott umgedichtet, der die
ostgermanischen Stämme beschützen sollte. Hier hatte Svarožić auch einen anderen Namen, nämlich
Radegast. Deswegen wird heute davon ausgegangen, daß Radegast ein Kriegsgott ist. Das ist jedoch nicht
richtig und wird auch im Erlebnispark Teichland leider falsch dargestellt.

Erstmalige Erwähnung fand Radegast zum Beginn des 11. Jahrhunderts. Den zeitgenössischen Chronisten zufolge war das zentrale Heiligtum des Radegast die Götterburg Rethra in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Entwicklung des Svarožić hin zu Radegast lässt sich durch das Beibehalten der Symboltiere des alten
Sonnenkultes, also Pferd und Eber nachvollziehen. Die bildliche Darstellung der wendischen Gottheit zeigt
ihn als jugendlichen Krieger mit krausem Haar, auf dem Kopf ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. In einer
Hand trug er eine Lanze, in der anderen einen Schild, den ein Kuhkopf zierte.

In Bezug auf Radegast wird auch ein Pferd und ein Eber erwähnt, die von den Chronisten des 19. Jahrhunderts mit Krieg bzw. Kriegsgefahr in Verbindung gebracht werden. Das ist jedoch falsch, da wir das Pferd und den Eber auch in der nordischen Mythologie in Verbindung mit der Sonne wiederfinden.


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