Hephaistos – Gott der Technologie

Der Gott Hephaistos war weitaus mehr als nur der Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Seine Schöpfungen lassen sich sehr technologische interpretieren. Magie und Ingeneurskunst verschmelzen hier miteinander.

Obwohl Hephaistos von seiner Mutter Hera als Baby aus dem Olymp geworfen wurde und seitdem auf einem Bein hinkt, ist er handwerklich unglaublich kreativ. Seine Handwerkskunst brachte den Göttern zahlreiche ihrer mächtigen Attribute ein, u.a. das Blitz-erzeugende Zepter des Zeus, den Schild des Achilles und den Helm und die Sandalen des Hermes. Auch die Rüstung des Herakles sowie die Waffen des Kriegsgottes Ares geht auf ihn zurück.

Doch in Homers Ilias wird von weiteren Schöpfungen des Hephaistos gesprochen, die sehr an heutige Technologie und sogar Robotik erinnern.

Die goldenen Dienerinnen

Hephaistos hat sich künstliche, menschenähnliche Helferinnen aus Gold erschaffen. Sie besaßen Verstand, konnten sprechen und sich menschlich bewegen – das Konzept humanoider Roboter war geboren. Sie verfügen über Bewusstsein bzw. eine Form von Logik. Sie waren nicht festverdrahtet und mechanisch sondern lernten ihr Handwerk und wurden von den Göttern unterrichtet. Zwei goldene Dienerinnen standen Hephaistos in seiner Schmiede zur Seite und waren ihm in Kraft zumindest ebenbürtig.

Automatische Dreifüße

Hephaistos erschuf auf etwas 20 selbständig fahrende Serviceroboter, dreieinige Tische mit jeweils einem Rad an einem Bein. Diese halfen während der Götterbankette die Götter zu bewirten. Sie konnten selbstständig ihren Zielort erreichen und ohne Hilfe wieder zurückfahren – heute besitzen viele Fabriken und Restaurants über ähnliche mobile Roboterplattformen – spannend, dass bereits vor Jahrtausenden, ca. 750 v.Chr, in der Literatur das Konzept selbstfahrender Automaten beschrieben worden ist.

Talos von Kreta

Gleich mehrere antike Quellen erzählen von einer weiteren roboterhaften Schöpfung des Hephaistos (neben Zeus oder Daidolos), der künstliche Riese Talos. Er wird als gigantischer Mann aus Metall beschrieben. Er umkreiste selbständig die Insel Kreta und warf mit Felsbrocken auf fremde Schiffe, die die Insel angreifen wollen. Seine Darstellung gleicht modernen Kampf-Androiden aus der Science-Fiction Literatur.

Moderne Interpretation

Die Schöpfungen des Hephaistos waren künstliche Erfindungen, keine magischen oder übernatürlichen Erscheinungen. Sie wurden aus Metall geschmiedet, hatten teilweise Bewusstsein und waren überwiegend künstlichen Ursprungs. Die Visionen von künstlichen Maschinen (Roboter, goldene Helferinnen) ist im Zusammenhang mit Hephaistos ausserordentlich gut dokumentiert. Wie entwickelten Menschen damals diese Visionen? Warum betonten sie den künstlichen-technologischen Aspekt und liessen den olympischen Gott nicht einfache Magie wirken sondern erklärten seine Schöpfungen mit seiner Handwerkskunst?

Vielleicht war die Antike doch ganz anders, als man es uns bisher erklärt hat!