Die spirituelle Seite von Sex
Sinnliche Berührungen und Ihre Wirkung – Die spirituelle Seite von Sex
Gemeinsam mit dem Partner auf Wolken schweben und dennoch die eigene Verbundenheit mit der Erde und ihrer unendlichen Energie spüren zu können: Ein Wunschtraum für viele Frauen und Männer, der sich im realen Leben nur selten erfüllt. Das spirituelle Potenzial der Sexualität aber ist zu groß, um es ungenutzt zu lassen. Warum das so ist, lässt sich auf mehreren Wegen erklären.
Achtsamkeit öffnet innere Tore
Sexualität und Achtsamkeit stehen in enger Verbindung miteinander. Insbesondere bei Paaren, die das Leben schon längerer Zeit miteinander teilen, kann fehlende Achtsamkeit im Umgang miteinander daher nicht nur die Harmonie, sondern auch das Sexualleben negativ beeinflussen.
Sich Zeit zu nehmen für Achtsamkeit, ist das A und O eines erfüllten Sexuallebens. (Quelle: StockSnap (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)
Gleiches gilt, wenn Frauen oder auch Männer ihre Sexualpartner häufig wechseln und sich so nicht intensiv und ausgiebig auf den Einzelnen einlassen können. Wie eine Umfrage zeigt, sind vergleichsweise hohe Anzahlen an Sexualpartnern in Deutschland jedoch nicht selten. Nur acht Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen gaben an, in ihrem Leben bisher nur einen Sexualpartner gehabt zu haben. 31 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer bringen es auf zwei bis fünf Partner und rund zwanzig Prozent der weiblichen und 17 Prozent der männlichen Befragten nannten eine Anzahl zwischen sechs und zehn Partnern.
Der häufigere Wechsel von Sexualpartnern und auch mangelnde Achtsamkeit sowie Erfüllung in der eigenen Beziehung haben einen gemeinsamen Ursprung: Der Mensch versucht, das Glück zu finden, wagt es jedoch nicht, tief in die sinnliche Welt einzutauchen und sich dem Liebesspiel mit Haut, Haar und Seele hinzugeben. Auch Medien, in denen Sexualität oftmals als rein körperliche Angelegenheit mit austauschbaren Partnern präsentiert wird, tun ihr Übriges. Der Mensch vergisst infolgedessen, worauf es wirklich ankommt.
So ist achtsame Sexualität eine Mischung aus körperlichen und geistigen Empfindungen. Sie zu erleben und wirkliche Befreiung zu spüren, kann sogar Teil der karmischen Verbindung eines Paares sein. Sinnliche Berührungen, die buchstäblich unter die Haut gehen, dürfen hier nicht fehlen. Männer und Frauen müssen sich Zeit füreinander nehmen, sich gegenseitig erkunden und in die Tiefen ihrer Seele blicken können. Nur so gelingt es, langfristig betrachtet sowohl erotische Erfüllung als auch ein glückliches Liebesleben zu genießen.
Was der Tantrismus Paare heute noch lehrt
Geht es um Sexualität und spirituelle Erfahrungen, ist Tantrismus ein wichtiges Schlagwort. Schon während des achten, neunten und zehnten Jahrhunderts nach Christus war diese Lehre bei Buddhisten und Hinduisten sehr beliebt und befasste sich mit dem Wechselspiel von weiblicher und männlicher Energie. Die weiblichen und männlichen Anteile miteinander verschmelzen zu lassen, galt für Tantristen als großes Ziel.
Sinnliche Berührungen und Massagen sollen den Fluss der Energie im Körper lenken und fördern.
(Quelle: KaiMiano (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)
Und auch Sexualität spielte eine Rolle. Hier galt es, die Kundalini Energie zu wecken und ihren Fluss zu fördern. Das Ziel dieser energetischen Lenkung: Erfüllung und Erleuchtung. Hierfür musste die Kundalini Energie ihren Weg vom ersten bis zum siebten Chakra gefunden und auch das Herzchakra durchlaufen hat. So findet sich auch im Tantrismus ein Bezug zum achtsamen Umgang miteinander und zum Erleben und Fühlen, das die körperliche Ebene übersteigt. Ähnliche Grundsätze verfolgte auch der Neo-Tantrismus, der sich dennoch von der klassischen Bewegung zu unterscheiden wusste.
Die Lehren und Denkweisen des Tantrismus im eigenen Sexualleben zu erleben, ist auch heute noch möglich. Sinnliche Berührungen, ausgiebiges Genießen und vor allen Dingen meditative Ruhe beim gemeinsamen Liebesspiel scheinen wichtige Punkte auf diesem Weg zu sein. Daher erfreut sich auch die Tantra Massage großer Beliebtheit. Sie wird in einem Artikel mit Anleitung näher beschrieben und soll sowohl körperliche als auch geistige Empfindungen verstärken können.
Berührungen also sind ein Schlüssel, wenn es um erfüllende Sexualität geht. Die Haut des Menschen als sein größtes Sinnesorgan ist mit unzähligen Sinneszellen gespickt und scheint mehr zu können, als nur oberflächliche Reize zu verarbeiten. Das fanden laut alltagsforschung.de auch Forscher aus den USA heraus. Ihre Versuche zeigten: Sogar Emotionen lassen sich per Berührung ohne Augenkontakt oder Sprache übermitteln. Tiefe Liebe und Leidenschaft also fließen bei achtsamer Berührung während des Sex ganz automatisch auch zwischen den Körpern und schenken das gute Gefühl von Geborgenheit.
Ein erfülltes Sexualleben lässt den Menschen ganz werden
Ob Tantrismus, neuere Lehren oder auch das ganz subjektive Empfinden des Menschen hinsichtlich seiner Sexualität: Alle Auffassungen und Grundsätze lassen sich leicht weiterführen. Im religiösen Kontext wurde Sexualität stets in enge Verbindung zur Spiritualität gebracht und galt bei vielen Gelehrten als Möglichkeit, Erleuchtung und Bewusstseinserweiterung zu erleben.
Erfülltes Sexleben führt Paare nicht nur zu einer gemeinsamen Identität, sondern stärkt jede Persönlichkeit für sich. (Quelle: StockSnap (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)
Doch Sexualität kann im spirituellen Sinne nicht nur mit solch hohen Zielen zusammenhängen. Auch die ganzheitliche Betrachtung der menschlichen Seele, ihrer Schmerzen, Ängste, Nöte und Hoffnungen, lässt vermuten: Sexualität kann Frauen und Männer auf dem Weg zu einem glücklicheren Dasein begleiten und hier sogar eine besondere Stellung einnehmen. Sich von einengenden moralischen Vorstellungen zu lösen, limitierenden Glaubenssätzen ihre Macht zu nehmen und sogar Verletzungen aus der Vergangenheit langsam wieder heilen zu lassen, ist mit einem liebevollen Partner und der sinnlichen Vereinigung beim Sex durchaus denkbar.
Sex also hilft uns dabei, die Kraft zu finden, die sich im Alltagsleben oft nur schemenhaft zeigt. Er kann kreative Energien freisetzen, intrinsische Motivation wecken und den verloren geglaubten Anschluss zum wahren Ich wiederherstellen. All das aber funktioniert nur, wenn Sexualität als das verstanden wird, was sie ist: Keineswegs oberflächlich oder rein körperlich, sondern tiefgreifend und spirituell. Wer sich beim Sex fallen und seinen Empfindungen freien Lauf lassen kann, vergrößert seine Chancen, innere Blockaden endlich zu lösen.