Die Pyramide des Kukulcán
Die Maya-Pyramide des Kukulcan gehört zu den 7 modernen Weltwundern. Obwohl es größere und bedeutendere Maya-Pyramiden gibt, z.B. in Tikal, Calakmul oder Palenque, ist die Pyramide des Kukulcan die bekannteste und am meisten besuchte mit 5000-10000 Besuchern pro Tag. Die verborgenen Geheimnisse, selbst die bereits bekannten, sind so erstaunlich, dass man nur fassungslos daneben stehen und staunen kann!
Obwohl man aus Erhaltungsgründen seit 2006 die Pyramide in Chichen Itza leider nicht mehr betreten darf, strahlt sie zusammen mit all den anderen Maya-Ruinen eine unglaubliche Energie aus. Ein Besuch lohnt sich immer, insbesondere wenn man die geheime Mystik hinter der faszinierenden Hochkultur der Maya in sich aufnehmen will. Hier gibt es nicht nur die Pyramide sondern unzählige kleine Paläste, Tempel, den Kriegertempel mit den „1000 Säulen“, das Maya-Ballspiel-Feld, den Tempel der Inschriften oder die Plattform der Venus (der Kriegsplanet der Maya). Hier also ein paar zusammenfassende Fakten über die Pyramide des Kukulcan aus spiritueller Sicht.
Zunächst muss kurz angesprochen werden, dass einige Esoteriker davon überzeugt sind, dass Chichen Itza ursprünglich nicht von Menschen, sondern von den Göttern gebaut worden ist. Angeblich ohne Nutzung des Rades oder Lasttiere, also nur mit menschlicher Arbeitskraft erbaut, erstaunt die Leistung um so mehr. Laut offizieller Archäologie wurde die Pyramide zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert n. Chr. erbaut, ist also gerade einmal etwa 1000 Jahre alt. Während man in den anderen Stadtstaaten der Maya schnell und ohne Rücksicht auf die Umgebung ihre Anlagen erbauten, hat man sich in Chichen Itza über 300 Jahre lang damit generationenübergreifend Zeit gelassen. Man wusste um die Gefahr, eine Stadt zu schnell aus dem Boden zu stampfen. Die Mayas kannten eine Art Zement, zu dessen Herstellung sehr viel Hitze und Holz notwendig war. Wenn zu schnell die Wälder abgeholzt worden wären, wäre die Lebensgrundlage der über 200.000 Maya zu Hochzeiten von Chichen Itza zerstört worden. Die Böden sind salzig und müssen sich nach intensiver landwirtschaftlicher Nutzung wieder erholen können. Erstaunlich wie vorausschauend man hier geplant hat. Haben die Götter den Maya -Priestern dieses Wissen mitgeteilt? Viel Wissen der Maya ist leider verlorengegangen da die spanischen Eroberer zahllose Maya – Schriften rücksichtslos verbrannten. Ein verhängnisvoller Fehler, nicht nur aus der Sicht der Kultur der Maya. Ein Fehler, insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieses Wissen auch den späteren Generationen einen Wissensvorsprung hätte ermöglichen können.
Die Maya lebten nicht als kulturell einheitliches Reich sondern in vielen verfeindeten Stadtstaaten. Die Philosophie dieser unterschieden sich oft dramatisch. Während z.B. Coba (eine ältere Maya-Stadt) eher religiös geprägt ist, hat Chichen Itza Wissenschaft, Astronomie und Religion synkretisch miteinander verbunden. Um als Machtzentrum Kontrolle über die benachbarten Städte zu erlangen, musste Chichen-Itza genaues Wissen über die Zyklen, Jahreszeiten und Zeitqualitäten haben und praktisch nutzen können. Tatsächlich befindet sich in Chichen Itza eine Art Sternwarte. Die Maya kannten nicht nur einen der genausten Kalender der Welt (noch genauer als der gregorianische Kalender Europas), sie konnten sogar Sonnen- und Mondfinsternisse genau vorausberechnen.
Bevor wir zur Symbolik der Pyramide kommen, sollten wir nochmal mit einem Mythos aufräumen. Ja, die Maya kannten Blut- und Menschenopfer. Allerdings unterschieden sie sich darin nicht besonders von den kriegerischen und brutalen Schlachten im monotheistischen Kulturkreis. Das Blut ist der Sitz der Seele – wie im jüdisch-christlichen Kontext. Am heiligsten war das Blut der Gottkönige selbst, das unter schmerzhafter Prozedur – dies wollen wir hier nicht unbedingt vertiefen – den Göttern zu besonderen Anlässen geopfert werden musste. Man kann wirklich sagen: die Maya-Herrscher hatten die heilige Pflicht, abzuliefern, was von der Bevölkerung wohlwollend aufgenommen wurde.
Die geheimen und versteckten Symbole in der Architektur der Pyramide des Kukulcan
Kommen wir nun zur verschlüsselten überaus komplexen und durchdachten Symbolik der Pyramide in Chichen-Itza. Die Pyramide selbst ist – wie die ägyptischen Pyramiden – an den Himmelsrichtungen entlang ausgerichtet. Allerdings nicht nach Osten-Westen-Süden-Norden sondern durch die Ecken der Pyramide verlaufen exakt die Kardinalpunkte der Sommer- und Wintersonnenwende. Die neun (!) abgerundeten Stufen werfen jeweils zu den Sonnenwenden einen schlangenförmigen Schatten auf die Ränder der Nord- und Südseite. Dies ist ein Symbol für Kukulcan, den Gott der gefiederten Schlange. Dieses Schauspiel ist nur zu einer Sonnenwende sichtbar. Der Schlangenkopf befindet sich am Boden der Treppe. Zur Sommersonnenwende wandert die Schlange vom Himmel zur Erde herab, zur Wintersonnenwende von der Erde zurück in den Himmel. Die Pyramide symbolisiert somit einerseits die Verbindung von Unterwelt und Himmel, aber auch den Herabstieg und den Aufstieg der Götter von und in den Himmel.
An den Seiten der Pyramide befinden sich 52 plattenförmige Elemente, die der Pyramide ein fast schon futuristisches Design verleihen. Das Jahr hat ebenfalls 52 Wochen, allerdings hatten die Mayas kein Konzept einer 7-tägigen Woche wie im europäischen Kulturkreis. Allerdings spielte der Zyklus von 52 Jahren in ihrem Kalendersystem eine wichtige Rolle, die sie in der Architektur verewigten. Kein Element der Pyramide ist zufällig.
Der Ruf des Quetzal-Vogels – konserviert in der Pyramide
Neben der gefiederten Schlange (dem Gott Kukulcan der Maya), bei den Azteken Quetzalcoatl gennant, spielte der wunderschöne Quetzal-Vogel eine besondere Rolle bei den Mayas. Er galt als Bote der Götter. Steht man ein paar Meter vor der Pyramidenstufe und klatscht kräftig in die Hände, wird das Echo von der Pyramide so verzehrt, dass es exakt wie der Laut des Quetzal-Vogels zurückschallt. Zunächst dachte ich, das wäre Zufall und ein Märchen, das man den Touristen erzählt, bis ich es selbst ausprobierte und den Quetzal-Vogel einmal selbst gehört hatte. Es ist tatsächlich von den genialen Architekten der Kukulcan-Pyramide architektonisch und klangtechnisch absichtlich so umgesetzt worden. Was für ein erstaunliches Wissen und eine unfassbare Meisterleistung der Maya. Würde der Quetzal-Vogel irgendwann einmal aussterben, würde die Pyramide von Kukulcan der Menschheit weiterhin den Laut des Vogels vorspielen – unglaublich!
An den 4 Seiten der Pyramide befindet sich eine Treppe mit jeweils 91 Stufen. Zusammen mit der obersten Plattform ergibt dies 365 Tage des Jahres – das ist beabsichtigt und ebenfalls kein Zufall.
Die besondere Lage der Pyramide
Die Pyramide befindet sich zwischen zwei grossen Cenoten, den natürlichen Wasserquellen der Halbinsel Yucatan. In Yucatan gibt es kaum oberirdische Flüsse. Stattdessen gibt es ein weitverzweiges Höhlensystem mit Wasserläufen, die gelegentlich an die Oberfläche treten – den Cenoten. Cenoten sind den Mayas heilig. Auch darüber gibt es viele rituelle Fakten, die hier ebenfalls nur grob angedeutet werden können. Von Menschenknochen bis Opfergaben aus purem Gold hat man viele spirituelle Spuren in ihnen gefunden – schöne und eben weniger schöne. Cenoten sind Eingänge zur Unterwelt. Der Umstand, dass die Pyramide des Kukulcan zwischen zwei bedeutenden Cenoten liegt, ist kein Zufall. Vermutlich befindet sich unter der Pyramide ebenfalls eine Cenote – dies wurde jedoch noch nicht hinreichend erforscht. Taucher fanden eine wasserführende Höhle unter der Pyramide, die jedoch irgendwann durch eine Mauer abrupt endet – spannend!
Die versteckten Pyramiden innerhalb der Pyramide
Die Pyramide ist ca. 30 Meter hoch und hat eine Kantenlänge von etwa 55m. Bildgebende Verfahren haben nachgewiesen, dass es im Inneren der Pyramide eine ältere, etwa 10 Meter hohe, und darüber eine jüngere etwa 20m hohe Pyramide gibt. Die Erweiterung und Vergrößerung von Pyramiden ist bei den Mayas und Azteken (besonders nach 52 heiligen Jahren) nicht ungewöhnlich. Diese inneren Pyramiden in Chichen-Itza hat bisher kein Mensch oder Archäologe betreten – vermutlich öffnet sich dieses Geheimnis erst in den nächsten Jahren – ein sehr aufwändiger Prozess, da jeder Gesteinssplitter aufwändig kartografiert und separat gelagert werden muss – kein Krümel der Pyramide darf bei den archäologischen Arbeiten zerstört werden. Wer weiss, welche Geheimnisse sich im Inneren der Pyramide noch befinden und darauf warten, von uns entdeckt zu werden.
Einige Impressionen aus Chichen Itza
- Maya „Selfies“ besonderer Ereignisse
- Die Schlagenköpfe
- Die unrestaurierte Rückseite
- Das Maya Ball-Spiel Tor
- Die Pyramide in Coba